Das, was für jeden an erster Stelle notwendig ist, sind das Aussprechen des Spruchs der Einheit (Kalimatu‘t-Tawhîd) und der Glaube an seine Bedeutung. Der Spruch der Einheit lautet: „Es gibt keinen Gott außer Allah. Muhammed ist der Gesandte Allahs.“ (Lâ ilâha illa’llah Muhammadun rasûlullah) Die Bedeutung dieses Spruchs ist: „Allah existiert, und Er ist einzig. Muhammed, Friede sei mit ihm, ist der Gesandte Allahs.“ Daran zu glauben, wird „Muslimsein“ genannt. Der gläubige Mensch wird als „Mûmin“ oder „Muslim“ bezeichnet. Es ist notwendig, dass der Glaube fortwährend, also beständig, ist. Daher ist es erforderlich, über die Sachen informiert zu sein, die zum Unglauben führen, und die Verrichtung von Taten, die Anzeichen des Unglaubens sind, zu meiden.

Der edle Qur‘ân ist das Wort Allahs, des Erhabenen. Allah, der Erhabene, hat den edlen Qur‘ân mittels des Dschibrîl genannten Engels, Friede sei mit ihm, dem Propheten Muhammed offenbart, Friede sei mit ihm. Die Worte des edlen Qur’ân sind arabisch. Doch es ist Allah, der Erhabene, der diese Worte aneinandergereiht hat. Die arabischen Worte im edlen Qur‘ân kamen von Allah, dem Erhabenen, als in Âyât (wörtlich: Zeichen. Verse des edlen Qur’ân.) aneinandergereihte Buchstaben und Worte. Diese Buchstaben und Worte tragen die Bedeutungen des göttlichen Wortes. Diese Buchstaben und Worte werden „Qur‘ân“ genannt. Auch die Bedeutungen, die die göttliche Botschaft aufzeigen, werden als „Qur‘ân“ bezeichnet. Dieses „Qur‘ân“ genannte göttliche Wort ist kein Geschöpf. Wie die anderen Eigenschaften Allahs, des Erhabenen, ist er eine von jeher und ewig ständige Eigenschaft Allahs, des Erhabenen. Dschibrîl, Friede sei mit ihm, kam jedes Jahr einmal zum Propheten und verlas, was bis dahin vom edlen Qur‘ân offenbart worden war, entsprechend der Aufeinanderfolge auf der Lawhu‘l- Mahfûz (Wohlbewahrte Tafel), und der Prophet wiederholte es. In dem Jahr, in dem er in die Âkhira (ins Jenseits) überwechseln würde, kam Dschibrîl, Friede sei mit ihm, zweimal, und sie verlasen die gesamte Offenbarung. Unser Prophet und die meisten seiner Gefährten hatten den gesamten edlen Qur‘ân auswendig gelernt. Im Jahr des Wechsels des Propheten ins Jenseits ließ sein Khalîf Abû Bakr as-Siddîq diejenigen, die den edlen Qur‘ân auswendig gelernt hatten, zusammenkommen, um das, was vom edlen Qur‘ân aufgeschrieben worden war, zusammenzutragen, um dann von einer Kommission den gesamten edlen Qur‘ân aufschreiben zu lassen. So entstand ein Buch, das „Mushaf“ genannt wird. 33.000 Gefährten stimmten überein, dass dieser Mushaf Wort für Wort genau das war, was dem Propheten offenbart wurde.

Die Worte Muhammeds, Friede sei mit ihm, werden „ehrwürdigen Hadîthe“ genannt. Darunter gibt es solche, die als „ehrwürdige Hadîth Qudsî“ bezeichnet werden und die Worte enthalten, deren Bedeutung von Allah, dem Erhabenen, ist, die aber von Muhammed, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken ausgesprochen wurden. Es gibt viele Bücher, in denen die ehrwürdigen Hadîthe aufgezeichnet sind. Berühmt unter diesen Büchern sind die „Bukhârî“ und „Muslim“ genannten Sammlungen.

Von den Geboten Allahs, des Erhabenen, werden die, an die man glauben muss, „Îmân“ genannt und die, die als Taten verrichtet werden müssen, werden als „Fard / Farâid“ bezeichnet. Die Verbote werden „Harâm / Mahârim“ genannt. Die Gesamtheit der Farâid und Mahârim wird als „Ahkâmu‘l-Islâm“, „Islamisches Gesetz“, betitelt. Wer auch nur einen Paragraphen des islamischen Gesetzes leugnet, ist ein Ungläubiger.

Das Zweite, was für den Menschen notwendig ist, ist, dass er sein Herz bereinigt. Wenn man vom Herzen spricht, sind damit zwei Sachen gemeint: Das Stück Fleisch, das sich in unserer Brust befindet, wird von jedermann „Herz“ genannt. Dieses Stück Fleisch besitzen auch die Tiere. Das zweite Qalb (Herz) ist das unsichtbare Herz, das sich in diesem Stück Fleisch befindet. Das Herz, von dem in den Religionsbüchern die Rede ist, ist dieses. Dieses Herz bildet den Ort, wo das Wissen des Islam verwahrt wird. Ebenso ist es dieses Herz, das entweder glaubt oder nicht glaubt. Das Herz, das glaubt, ist rein. Das Herz, das nicht glaubt, ist schmutzig oder gar tot. Es ist unsere erste Pflicht, daran zu arbeiten, dass das Herz rein wird. Die Handlungen der Anbetung, besonders die Verrichtung des Gebets und die Bitte um Vergebung, reinigen das Herz. Die Verrichtung von Verbotenem verdirbt das Herz.

Unser Prophet sagte: „Bittet oft um Vergebung. Wer das Bittgebet um Istighfâr (Vergebung) stetig spricht, den beschützt Allah, der Erhabene, vor Krankheiten und anderem Kummer. Er versorgt ihn, von wo er es nicht erwartet.“ Die Bitte um Vergebung ist die Formel „Astaghfirullah“ (Ich bitte Allah um Verzeihung/Vergebung.). Damit die Bittgebete akzeptiert werden, muss der Bittende Muslim sein, sich von seinen Sünden abwenden und Allah, dem Erhabenen, zuwenden, die Bedeutung dessen, was er spricht, kennen und fest daran glaubend seine Bitte sprechen. Die Bittgebete von Menschen, deren Herzen dunkel sind, finden keine Akzeptanz. Wer die Bitte um Vergebung dreimal wiederholt und in seinen täglichen fünf Gebeten beständig ist, dessen Herz wird reiner und beginnt dann auch diese Bittgebete um Vergebung zu sprechen. Das Bittgebet, das nur mit der Zunge gesprochen wird, ohne dass das Herz es auch spricht, bringt keinen Nutzen.

Das Wissen des Islam haben die Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna in ihren Büchern aufgezeichnet und bewahrt. Wer auch nur einen der klaren Quellentexte über den Glauben und Islam, die die Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna überliefert haben, also Âyât oder ehrwürdigen Hadîthe, deren Bedeutungen offensichtlich sind (und die keinerlei Auslegung für ihr Verständnis brauchen), leugnet, wird ein Ungläubiger. Wer seinen Unglauben versteckt, wird Munâfiq (Heuchler) genannt. Wer sowohl seinen Unglauben versteckt als auch versucht, die Muslime (in Anliegen des Wissens um den Glauben) zu täuschen, wird Zindiq (Ketzer) genannt. Wer Quellentexte, deren Bedeutungen nicht offensichtlich sind, falsch auslegt und dadurch nicht korrekt glaubt, wird nicht zu einem Abtrünnigen. Doch da er sich vom Weg der Ahlu‘s-Sunna trennt, wird er in die Hölle eingehen. Jemand, der an die offensichtlichen Quellentexte glaubt, wird nicht ewig in der Hölle leiden, sondern wird aus ihr herausgeholt und in das Paradies gebracht. Diese werden „Ahlu‘l-Bid‘a“ oder „Gruppe der Irrgänger“ genannt. Es gibt zweiundsiebzig verschiedene Gruppen von Irrgängern. Keine der Anbetungen oder guten Werke an Menschen oder andere Verdienste dieser Leute oder der Kâfirûn (der Ungläubigen) oder der Abtrünnigen werden von Allah, dem Erhabenen, angenommen und belohnt, und diese werden ihnen keinen Nutzen im Jenseits erbringen. Die Muslime, deren Glauben korrekt ist, werden „Ahlu‘s-Sunna wa‘l-Dschamâ‘a“, „Leute der Sunna und der Gemeinschaft“, genannt. Die Ahlu‘s-Sunna verrichten ihre Anbetungen gemäß vier Wegen. (Madhab / Madhâhib. Wörtlich „Weg“, „der Weg, den er beschritt“. Im Kontext des islamischen Rechts wird dieser Begriff auch als „Schule“ oder „Rechtsschule“ übersetzt. In dieser Übersetzung wird „Madhab“ kontextabhängig mal als „Weg“, mal als „Schule“ oder „Rechtsschule“ und mal als „Methode“ übersetzt.) Die Anhänger dieser Rechtsschulen wissen, dass sie alle Ahlu‘s-Sunna sind, und sie sind einander Freund. Wer nicht einer dieser vier Schulen folgt, gehört nicht zu den Ahlu‘s-Sunna. Dass wiederum, wer nicht zu den Ahlu‘s-Sunna gehört, nur einer der Ahlu‘l-Bid‘a oder gar ein Ungläubiger ist, wird z. B. In den Briefen des Imâm Rabbânî, insbesondere im 286. Brief im ersten Band seiner „Maktûbât“ oder im Abschnitt „Das Schlachten“ in Tahtâwîs Erklärung zum „Durru‘l-Mukhtâr“ oder im „Al-Basâir li-Munkîri‘t-Tawassuli bi-Ahli‘l-Makâbir“, mit Belegen dargestellt. Die beiden letzten Bücher sind auf Arabisch. Das zweite Buch wurde in Indien verfasst und im Jahr 1395 n. H. [1975 n. Chr.] gedruckt und später durch den Verlag Hakîkat Kitâbevi wiederholt nachgedruckt.

Wenn Anhänger der vier Rechtsschulen Sünden begehen oder in ihrer Anbetung Mängel aufweisen und sich dann zu Allah, dem Erhabenen, wenden und um Vergebung bitten, werden ihnen ihre Sünden verziehen. Wenn sie (vor ihrem Tod) keine Tauba machen, kann Allah, der Erhabene, ihnen, wenn Er will, verzeihen und sie nicht in die Hölle schicken. Wenn Er will, wird Er sie ihren Sünden entsprechend strafen, doch werden sie schließlich von dem Leid der Hölle befreit. Wer auch nur an eine der Sachen nicht glaubt, die bezüglich des Islam offensichtliches Allgemeinwissen unter Muslimen sind, also sogar von Ungebildeten gewusst werden, wird ewig in der Hölle dafür bestraft. Diese Leute werden Ungläubige und Abtrünnige genannt.

Die Ungläubigen werden als Ungläubige mit und ohne Buch in zwei Gruppen unterteilt. Wer Muslim ist und dann den Glauben verlässt, der wird Abtrünniger genannt. Ibn Âbidîn, möge Allah mit ihm barmherzig sein, schreibt über die Leute, die zu heiraten verboten ist: „Der Abtrünnige, der Mulhid (ein Ungläubiger, der sich Muslim wähnt), der Ketzer, der Feueranbeter, der Götzenanbeter, die antiken griechischen Philosophen, der Munâfiq (der Heuchler), die Übertreter aus den zweiundsiebzig Irrgruppen, die durch eine oder mehrere ihrer Übertretungen zu Ungläubigen werden [die Brahmanen, die Buddhisten], die Bâtinîyya (eine Untergruppe der Schî‘a), die Îbâhîyyûn (eine aus den Bektaschî hervorgegangene, irregegangene Gruppe) und die Drusen sind alle Ungläubige.“ Ebenso sind Kommunisten und Freimaurer Ungläubige. Christen und Juden, die an die Thora und das Evangelium, also an die im Original göttlich offenbarten und später von Menschen verfälschten Bücher glauben, sind Ungläubige mit Buch. (Die Anhänger der verfälschten, einst göttlich offenbarten Religionen unter den Ungläubigen werden „Ahlu‘l-Kitâb“, „Leute der Schrift“, genannt. Allgemein sind damit die Juden und Christen gemeint, deren ursprüngliche Religion auf den göttlichen Büchern beruhte, die Mûsâ und Îsâ, Friede sei mit ihnen, offenbart wurden.) Wenn diese aber daran glauben, dass irgendein Geschöpf göttliche Eigenschaften besitzt, werden sie zu Polytheisten. Die „Sifâtu‘z-Zâtiyya“, die „Eigenschaften des Wesens Allahs, des Erhabenen,“ und Seine „Sifâtu‘s-Subûtiyya“, Seine „unveränderlichen Eigenschaften“ werden „Sifâtu‘l-Ulûhiyya“, „göttliche Eigenschaften“ genannt.

Jeder Ungläubige, sei er Anhänger einer Buchreligion oder nicht, wird vor der Hölle errettet, wenn er Muslim wird. Er wird zu einem Muslim, der rein und ohne Sünde ist. Doch er muss ein Muslim sein, der dem Weg der Ahlu‘s-Sunna folgt. Dem Weg der Ahlu‘s-Sunna zu folgen, bedeutet, seinen Glauben, seine Worte und seine Taten entsprechend den Lehren in den Quellenwerken der Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna zu prüfen und darauf zu achten, dass diese damit in Einklang stehen.

Während seines Verweilens in der Dunyâ (der diesseitigen Welt) wird in der Regel das Muslimsein eines Menschen durch seine Worte und Taten erkennbar, die er ohne Zwang und klar und deutlich offenbar macht. Ob ein Mensch in das Jenseits mit Îmân (Glauben) im Herzen überwechselt oder nicht, wird erst bei seinem letzten Atemzug klar. Wenn ein Muslim, der eine große Sünde begangen hat, aus reinem Herzen um Vergebung bittet (Tauba), wird seine Bitte um Vergebung bestimmt angenommen.

Damit wird er rein und frei von allen Sünden. Was Tauba (Abwendung von Sünden und Hinwendung zu Allah, dem Erhabenen) ist und wie sie zu machen ist, wird in den Büchern über die Grundlagen des Islam, so z. B. in den Büchern „Glaube und Islam“ und „Das ewige Glück“ („Se’âdet-i Ebediyye”), ausführlich erklärt.