Vierter Pfeiler

DER GLAUBE AN DIE PROPHETEN

„Wa Rusulihi“ bedeutet, dass man an alle Propheten, die Allah, der Erhabene, entsandt hat, glaubt. Die Propheten wurden entsandt, um die Menschen auf den richtigen Weg zu leiten, mit dem Allah, der Erhabene, zufrieden ist. Alle Propheten haben zu ein und demselben Iman aufgerufen. Der Glaube an die Propheten, Friede sei mit ihnen, erfordert, dass man daran glaubt, dass sie sieben Eigenschaften besitzen.

1. Isma (Unfehlbarkeit): Die Propheten begehen keinerlei Sünden. Keiner der Propheten begeht je eine kleine oder große Sünde, die in irgendeinem Dîn verboten war oder verboten werden würde.
2. Amâna (Vertrauenswürdigkeit): Die Propheten sind Menschen, die in jeder Hinsicht vertrauenswürdig sind. Sie missbrauchen niemals das Vertrauen und die Amâna (Anvertrautes).
3. Sidq (Wahrhaftigkeit): Die Propheten sind Menschen, die in allen ihren Worten und Taten korrekt und ehrlich sind. Sie lügen niemals.
4. Fatâna (Scharfsinn): Die Propheten sind Menschen, die besonders intelligent und besonders klug sind. Von Menschen mit Mängeln wie Blindheit und Taubheit und von Frauen ist niemand als Prophet ernannt worden.
5. Tablîgh (Kundgabe der Botschaft): Alles, was die Propheten den Menschen verkündeten, erfuhren sie durch Wahy (Offenbarung) von Allah, dem Erhabenen. Keins der Gebote und Verbote, die sie verkündeten, sind ihre eigenen Gedanken. Sie verkündeten ausnahmslos alles, was ihnen zu verkünden befohlen wurde.
6. Adâla (Gerechtigkeit): Die Propheten begehen niemals Unrecht und Ungerechtigkeit. Sie machen niemals um irgendjemandes willen Abstriche von der Gerechtigkeit.
7. Amnul-Azl (Unentlassenheit): Sie werden niemals aus ihrer Aufgabe, Prophet zu sein, entlassen. Sie bleiben sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Propheten.

Ein Prophet, der einen neuen Dîn und eine neue Scharia (göttliches Gesetz) bringt, wird „Rasûl“ (Pl. Rusul) genannt.

Ein Prophet, der keinen neuen Dîn, bringt, sondern die Menschen zum zuvor etablierten Dîn aufruft, wird „Nabî“ (Pl.Anbiyâ) genannt. Der Glaube an die Propheten erfordert, dass man, ohne einen Unterschied zwischen ihnen zu machen, daran glaubt, dass sie alle von Allah, dem Erhabenen, auserwählte, wahrhaftige und ehrliche Menschen sind. Jemand, der an einen von ihnen nicht glaubt, ist so, als würde er an keinen von ihnen glauben.

Das Prophetentum kann nicht durch Anstrengung, durch viele Ibâdât, durch Askese oder das Reifen durch Widrigkeiten erarbeitet, erlangt werden. Es kann einzig und allein als eine gütige Gabe von Allah, dem Erhabenen, und als Seine Wahl erlangt werden. Die genaue Zahl aller Propheten ist nicht bekannt. Eine berühmte Überlieferung besagt, dass ihre Zahl mehr als 124 Tausend beträgt. Von diesen sind 313 Rusul, nach einer anderen Überlieferung 315. Sechs dieser Rusul sind den anderen Rusul überlegen. Diese sechs Rusul werden „Ulul-Azm“ genannt. Diese sind: Âdam, Nûh, Ibrâhîm, Mûsâ, Îsâ und Muhammad Mustafâ, Friede sei mit ihnen. Die Namen von 33 der Propheten sind berühmt. Diese sind: Âdam, Idrîs, Schît, Nûh, Hûd, Sâlih, Ibrâhîm, Lût, Ismâ’îl, Ishâq, Ya’qûb, Yûsuf, Ayyûb, Schu’ayb, Mûsâ, Hârûn, Khidr, Yûscha’ ibn Nûn, Ilyâs, Alyasa’, Dhul-Kifl, Scham’ûn, Ischmû’îl, Yûnus ibn Matâ, Dâwud, Sulaymân, Luqmân, Zakariyyâ, Yahyâ, Uzayr, Îsâ ibn Maryam, Dhul-Qarnayn und Muhammad, Friede sei mit ihnen.

Nur von 28 der genannten Propheten werden die Namen im edlen Koran erwähnt. Es gibt Meinungsverschiedenheit darüber, ob Dhul-Qarnayn, Luqmân, Uzayr und Khidr Propheten waren.
Im „Maktûbât-i Ma’sûmiyya“ steht im 2. Band, Brief 36, dass die Überlieferung, die besagt, dass Khidr, Friede sei mit ihm, ein Prophet war, eine gewichtige ist. In seinem 182. Brief steht: „Die Tatsache, dass Khidr in Gestalt eines Menschen erscheint und einige Sachen tut, bedeutet nicht, dass er noch lebt. Allah, der Erhabene, erlaubt seinem Rûh (Geist) und den Arwâh (Geister) vieler Propheten und Awliyâ (Freunde Allahs, des Erhabenen), dass sie sich in Menschengestalt manifestieren. Dass man sie derart zu sehen bekommt, bedeutet nicht, dass sie noch unter den Lebenden im Diesseits wandeln.“

Vertiefend:

4. Die vierte der Sachen, an die geglaubt werden muss, ist „der Glaube an die Rusul (Gesandten) Allahs, des Erhabenen“. Sie wurden entsandt, um die Menschen auf den richtigen Weg zu leiten, mit dem Allah, der Erhabene, zufrieden ist. „Rusul“ ist die Mehrzahl von „Rasûl“ (Gesandte / Gesandter). Der Wortbedeutung nach bedeutet es „Entsandter“ oder „Überbringer einer Nachricht“. Im islamischen Kontext heißt „Rasûl“, „Gesandter“, eine edle und geschätzte Person, deren Wesen, deren Art und Weise, deren Wissen und Verstand den Menschen seiner Zeit überlegen sind. So eine Person hat keinerlei schlechte Gewohnheiten und keinerlei schlechte Zustände. Die Propheten besitzen die Eigenschaft der „Isma“, der „Sündlosigkeit“. Das heißt, dass sie vor ihrer Berufung als Propheten und danach und davor bewahrt werden, kleinere oder größere Sünden zu begehen. [Die Ungläubigen, die den Islam von innen her zu zerstören versuchen, behaupten, dass der Prophet Muhammed, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, vor seiner Berufung als Prophet Opfer vor Götzen dargebracht habe, und geben Bücher von Weglosen als Quelle und Beweis dafür an. Die eben genannten Erklärungen verdeutlichen, dass solche hässlichen Verleumdungen nichts als Lügen sind.] Sie werden nach ihrer Berufung, zumindest bis zur Verbreitung der Kundgabe ihres Prophetseins, also bis zur allgemeinen Kenntnis darüber, auch vor Blindheit, Taubheit und anderen ähnlichen Mängeln bewahrt. Man muss daran glauben, dass alle Propheten sieben Eigenschaften haben: Amâna (Zuverlässigkeit), Sidq (Aufrichtigkeit), Kundgabe der Tabligh (Botschaft), Adâla (Gerechtigkeit), Isma (Sündlosigkeit), Fatâna (Scharfsinnigkeit) und Amnu‘l-Azl (Unentlassenheit). Letzteres bedeutet, sie werden nicht aus dem Prophetsein entlassen. Fatâna (Scharfsinnigkeit) bedeutet, dass sie besonders intelligent, besonders verständig sind.

Ein Prophet, der eine neue Scharia, göttliches Gesetz bringt, wird „Rasûl“, „Gesandter“, genannt. Ein Prophet, der keine neue Scharia bringt, sondern die Menschen zum zuvor etablierten göttlichen Gesetz führt, wird „Nabî“, „Prophet“, genannt. In ihrer Aufgabe, die Gebote zu verkünden und die Menschen zum Glauben Allahs, des Erhabenen, aufzurufen, unterscheiden sich der Nabî, der Prophet, und der Rasûl, der Gesandte, nicht. An die Gesandten zu glauben bedeutet, dass man, ohne einen Unterschied zwischen ihnen zu machen, daran glaubt, dass alle treu und aufrichtig in ihren Worten sind. Jemand, der an einen von ihnen nicht glaubt, ist so, als würde er an keinen von ihnen glauben.

Das Prophetentum kann nicht durch Anstrengung, Askese, das Reifen durch Widrigkeiten oder durch viele Taten der Anbetung erarbeitet oder erlangt werden. Es kann einzig und allein als eine Gabe von Allah, dem Erhabenen, und als Seine Wahl erreicht werden. Allah, der Erhabene, hat mittels der Propheten Religionen verkündet, um die Menschen vor schädlichen Sachen zu schützen und sie zur Sicherheit, zur Rechtleitung und zur Ruhe und Zufriedenheit zu führen, damit ihre Anliegen in der diesseitigen Welt und im Jenseits gut und nutzbringend sein können. Obwohl ihre Feinde und Widersacher viele waren und sie verspotteten, sie betrübten und ihnen Kummer bereiteten, schreckten die Propheten nicht vor ihnen zurück oder davor, die Gebote Allahs, des Erhabenen, hinsichtlich dessen, was zu glauben ist, und hinsichtlich der Taten, die zu verrichten sind, den Menschen zu verkünden, und sie fürchteten dabei keinen Feind. Allah, der Erhabene, stärkte die Propheten mit „Mûdschizât“, mit „Wundertaten“ oder kurz „Wunder“, um zu zeigen, dass sie Aufrichtige sind und die Wahrheit sprechen. Niemand war in der Lage, sich diesen Wundern entgegenzustellen. Menschen, die einen Propheten bestätigen und glauben, werden die Umma (Gemeinde) jenes Propheten genannt. Am Tag des Gerichts wird diesen Propheten erlaubt werden, dass sie für diejenigen in ihren Umma (Gemeinden), die viele Sünden haben, „Schafâ‘a“, (Fürsprache) einlegen, und ihre Fürsprache wird akzeptiert werden. Allah, der Erhabene, wird auch den Gelehrten, Rechtschaffenen und seinen Freunden aus den Gemeinden der verschiedenen Propheten erlauben, Fürsprache einzulegen, und wird ihre Fürsprache akzeptieren. Die Propheten, Friede sei mit ihnen, sind in ihren Gräbern auf eine uns unverständliche Weise lebendig. Die Erde zersetzt ihre gesegneten Körper nicht. Das ist auch die Grundlage für die Aussage in der ehrwürdigen Hadîth: „Die Propheten verrichten in ihren Gräbern das Gebet und ebenso die Pilgerreise.“

[Die Gruppe in Arabien, die „Wahhâbîten“ genannt wird, glauben nicht an diese und ähnliche ehrwürdigen Hadîthe. Sie bezeichnen die wahren Muslime, die an diese ehrwürdigen Hadîthe glauben, als Ungläubige. Was jedoch sie selbst betrifft: Obwohl sie unklare, nicht eindeutige Quellentexte falsch auslegen, werden sie dadurch zwar nicht zu Ungläubigen, doch zur Ahlu‘l- Bid‘a. Sie schaden den Muslimen sehr. Der Wahhâbismus wurde von einem Narren namens Mohammed ibn Abdulwahhâb aus der Region Nadschd in Arabien gegründet. Der britische Agent Hempher propagierte ihm die verworrenen Gedanken des Ibn Taymiyya [Ahmed ibn Taymiyya starb 728 n. H. [1328 n. Chr.] in Damaskus.] und täuschte so diesen Ibn Abdulwahhâb. Seine Gedanken verbreiteten sich mit den Schriften eines Abduh [Muhammed Abduh starb 1323 n. H. [1905 n. Chr.] in Ägypten.] genannten Ägypters überall in der muslimischen Welt. Dass solche Leute nicht etwa einen fünften Madhab, eine fünfte Rechtsschule, darstellen, sondern sich im Irrtum, auf einem falschen Weg, befinden, haben die Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna in hunderten von Büchern ausführlich erklärt, so z. B. In den Büchern „Se‘âdet-i Ebediyye“, „Das ewige Glück“, und „Kıyâmet ve Âhiret“, „Der Letzte Tag und die Nächste Welt“. Möge Allah, der Erhabene, junge Gelehrte des Islam davor bewahren, auf den Weg der Wahhâbîten abzugleiten, den die Briten erfunden haben. Möge Er sie nie vom Weg der in den ehrwürdigen Hadîthen gelobten Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna abweichen lassen.]

Wenn die Propheten schlafen, schlafen zwar ihre gesegneten Augen, doch ihre Herzen schlafen nie. Allen Propheten sind die Ausführung der Aufgabe des Prophetentums und die ihnen verliehenen überlegenen Eigenschaften der Propheten gleich. Sie alle besitzen die zuvor erwähnten sieben Eigenschaften. Die Propheten werden aus ihrem Prophetentum nicht entlassen und nicht als Propheten abgesetzt. Den Awliyâ, den Freunden Allahs, jedoch kann ihr Rang der Wilâya, der Freundschaft mit Allah aberkannt werden. Die Propheten, möge Allah sie alle segnen und ihnen allen Frieden schenken, werden aus dem Geschlecht der Menschen auserwählt. Die Dschinn oder Engel können nicht Propheten für die Menschen sein. Die Dschinn und die Engel können nicht die Stufe der Propheten erreichen. Untereinander haben die Propheten Ehren und Überlegenheiten, die sie voneinander unterscheiden. So unterscheidet sich z. B. Die Zahl der Angehörigen ihrer Gemeinden, die Weite der Länder, in die sie entsandt wurden, die Verbreitung des Wissens und der Gotteskenntnis in ihren Lehren, die Zahl und die Dauerhaftigkeit ihrer Wunder, der Wertschätzung und die Gnade, die ihnen zuteilwurde – und der Überlegenste unter ihnen in allen diesen Unterscheidungsmerkmalen ist „der Prophet der Endzeit“, Muhammed, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken. Die Propheten, die Ulu‘l-Azm (die Entschlossenen) genannt werden, sind den anderen Gesandten, diese wiederum den Propheten, die keine Gesandten sind, überlegen.

Die genaue Zahl der Propheten, Friede sei mit ihnen allen, ist nicht bekannt. Es gibt die berühmte Aussage, dass es mehr als 124.000 an der Zahl sind. Von diesen sind 313 oder (nach einer anderen Überlieferung) 315 Gesandte. Sechs dieser Gesandten sind den anderen Gesandten überlegen. Diese Gesandten sind die zuvor genannten „Ulu‘l-Azm“, „die Entschlossenen“. Diese „Entschlossenen“ sind Âdam, Nûh, Ibrâhîm, Mûsâ, Îsâ und Muhammed, Friede sei mit ihnen allen.

Unter den Propheten sind 33 berühmt. Diese sind: Âdam, Idrîs, Schet, Nûh, Hûd, Sâlih, Ibrâhîm, Lût, Ismâîl, Ishâq, Yaqûb, Yûsuf, Ayyûb, Schuayb, Mûsâ, Yûscha, Hârûn, Khidr, Yûscha ibn Nûn, Ilyâs, Elyasa, Zu‘l-Kifl, Scham‘ûn, Ischmoil, Yûnus ibn Metâ, Dâwud, Suleymân, Luqmân, Zakariyyâ, Yahyâ, Uzayr, Îsâ ibn Maryam, Zu‘l-Qarnayn und Muhammed, Friede sei mit ihnen allen.

Von diesen werden 28 im edlen Qur‘ân erwähnt. Schet, Khidr, Yûscha, Scham‘ûn und Ischmoil sind nicht namentlich im edlen Qur‘ân genannt. Hinsichtlich dieser erwähnten 28 gibt es Unstimmigkeit (unter den Gelehrten) dahingehend, ob Zu‘l- Qarnayn, Luqmân, Uzayr und Khidr Propheten waren. In dem „Maktûbât al-Masûmiyya“, den „Briefen des Muhammed Masûm“, steht im 2. Band, Brief 36, dass die Überlieferungen, die besagen, dass Khidr, Friede sei mit ihm, ein Prophet war, gewichtig sind. Im Brief 182 steht auch: „Die Tatsache, dass Khidr in Gestalt eines Menschen erscheint und Sachen tut, bedeutet nicht, dass er noch unter den Lebenden ist. Allah, der Erhabene, erlaubt seiner Seele und den Seelen vieler Seiner Freunde, dass sie sich in Menschengestalt manifestieren. Dass man sie derart zu sehen bekommt, bedeutet nicht, dass sie noch unter den Lebenden wandeln.“ Der zweite Name des Zu‘l-Kifl ist Harkil. Es gibt auch Gelehrte, die sagen, dass er Ilyâs oder Idrîs oder Zakariyya war, Friede sei mit ihnen allen.

Der Titel Ibrâhîms, Friede sei mit ihm, ist „Khalîlullâh“, der „enge Freund Allahs“, denn in seinem Herzen befand sich nichts anderes als die Liebe zu Allah, dem Erhabenen, und keinerlei Liebe für die Geschöpfe. Der Titel Mûsâs, Friede sei mit ihm, ist „Kalîmullâh“, der, „mit dem Allah, der Erhabene, spricht“, denn er sprach (direkt) mit Allah, dem Erhabenen. Der Titel Îsâs, Friede sei mit ihm, ist „Kalimatullâh“, das „Wort Allahs“, denn er hatte keinen Vater, sondern wurde durch das göttliche Wort „Sei“ in seiner Mutter erschaffen und in die Welt gebracht. Darüber hinaus hat er die Worte der Weisheit Allahs, des Erhabenen, in seinen Predigten den Menschen verkündet.

Muhammed, Friede sei mit ihm – der Höchste, der Edelste und der Geschätzteste des ganzen Menschengeschlechts, der Grund der Erschaffung aller Geschöpfe – ist „Habîbullâh“, der „Geliebte Allahs“. Es gibt viele Sachen, die seine Größe und Überlegenheit zeigen, und dass er der Geliebte Allahs, des Erhabenen, ist. Daher ist es nicht angebracht, in Bezug auf ihn Ausdrücke wie „Niederlage“ oder „besiegt“ zu gebrauchen. Am Letzten Tag wird er vor allen anderen Menschen auferweckt werden und aus seinem Grab steigen. Er wird der Erste sein, der am Platz der Versammlung steht. Er wird der Erste sein, der in das Paradies einzieht.