Wenn man die heiligen Schriften, historischen Belege und Dokumente, die bis in unsere Zeit erhalten blieben, studiert, sieht man, dass es seit Âdam, Friede sei mit ihm, nur eine einzige Religion gab, die den Glauben an den einen einzigen Gott gebot, also den „Islam“. Nach der Niederkunft des Menschen auf die Erde, in der Zeit zwischen Âdam und Ibrâhîm, kamen viele Propheten, Friede sei mit ihnen allen, doch diesen wurde kein großes Buch offenbart. Allah, der Erhabene, offenbarte ihnen „Suhûf“, „Seiten“, genannte kleinere „Schriften“. Von diesen insgesamt 100 Seiten wurden zehn Seiten Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, offenbart. Gemäß Historikern wurde Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, im Jahre 2122 v. Chr. In einer Stadt zwischen Euphrat und Tigris geboren, und nach einer Überlieferung lebte er 175 Jahre und starb in der Stadt Khalilurrahman in der Nähe von Quds. Wie der Autor Marston in seinem Buch „La Bible a dit vrai“, „Die Bibel spricht die Wahrheit“, schreibt, wurden an diesen Orten in letzter Zeit viele Gegenstände, die Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, gehörten, gefunden, und es gilt als historisch sicher, dass er zu jener Zeit gelebt hat. Der Stiefvater von Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, ist Âzar. Sein leiblicher Vater Tarûh starb, als Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, noch ein Kind war. Âzar war ein Künstler, der Götzen herstellte. Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, hatte schon als Kind verstanden, dass man nicht Götzen anbeten kann, und er zerschlug die Götzen, die sein Stiefvater herstellte, und begann, Nimrod, den Herrscher von Babylon, zum Glauben aufzurufen.Nimrod war ein ungerechter und grausamer König. Nach einer Überlieferung war „Nimrod“ nicht sein Name, sondern ein Titel wie auch „Pharao“. Als Nimrod noch ein Kind war, drang eine Schlange durch seine Nase, worauf sein Gesicht fortan furchtbar entstellt war. Sein Vater ertrug es nicht, ihm ins Gesicht zu schauen und hatte beschlossen, ihn töten zu lassen, doch auf Flehen seiner Mutter übergab er ihn einem Hirten, der es jedoch auch auf Dauer nicht ertrug, sein entstelltes Gesicht zu sehen, und ihn daraufhin auf einem Berg zurückließ. Dort wurde er von einer Tigerin gefunden, die ihn säugte und ihn so am Leben erhielt. Von dieser Tigerin stammt der Name Nimrod. Nimrod, der nach dem Tod seines Vaters König wurde, glaubte, ein Gott zu sein, und wollte, dass die Menschen im Reich ihn anbeteten. Diesen unfreundlichen und extremen Ungläubigen lud Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, zur wahren Religion ein. Er bemühte sich, auch sein Volk von der Anbetung von Götzen und des Nimrod selbst abzubringen. Doch sie glaubten ihm nicht. Gemäß den damaligen Bräuchen der Chaldäer versammelten diese sich einmal im Jahr am selben Ort und feierten ein Fest, gingen dann in die Götzenhäuser, in denen sie sich vor den Götzen niederwarfen, und kehrten anschließend in ihre Häuser zurück. An einem solchen Festtag ging Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, ins Götzenhaus und zerschlug mit einer Axt alle kleinen Götzen, hing dann die Axt um den Hals des größten Götzen und entfernte sich von dort. Als die Chaldäer nun ins Götzenhaus kamen und die zerschlagenen Götzen sahen, wollten sie den Täter ergreifen und ihn bestrafen. Sie holten Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, und fragten ihn, ob er die Tat begangen hatte. Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, sagte: „Es war wohl der große Götze mit der Axt um den Hals, der nicht wünschte, dass man neben ihm auch die anderen Götzen anbetet. Wenn ihr mir nicht glaubt, so fragt ihn selbst.“ Seine Leute sagten daraufhin: „Götzen können nicht sprechen, und du sagst uns, wir sollen ihn fragen?“ Darauf sprach Ibrâhîm, Friede sei mit ihm: „Warum betet ihr dann Götzen an, die nicht sprechen können und die sich nicht davor schützen können, zerschlagen zu werden? Wehe euch und den Götzen, die ihr anbetet!“ So versuchte er, sein Volk von der Götzenanbetung abzubringen, doch es nützte nichts. Diese Ereignisse sind in Vers 52 und folgenden in der Sûre „al- Anbiyâ“, „Die Propheten“, erwähnt. Man informierte nunmehr Nimrod, und Nimrod wollte Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, sehen. Als Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, bei Nimrod einging, warf er sich nicht vor ihm nieder. Als Nimrod ihn fragte, warum er dies nicht tat, antwortete er: „Ich werfe mich vor niemandem nieder als Allah, den Erhabenen, der mich erschaffen hat.“ Den Ausführungen Ibrâhîms, Friede sei mit ihm, konnte Nimrod nichts entgegenhalten und leugnete sie schlichtweg. Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, sagte, dass Allah, der Erhabene, Einer und von ewig her und ewig unvergänglich ist, dass Er über alles herrschend und ihr Herr ist, während Nimrod ein hilfloser, schwacher Mensch sei. Nimrod, den diese Worte sehr erzürnten, beschloss, auch durch die Aufforderung jener, die sich bei ihm befanden, Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, in ein Feuer zu werfen.

Im edlen Qur‘ân werden die Gespräche zwischen Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, und Nimrod wiedergegeben. In Vers 258 der Sûre „al-Baqara“, „Die Kuh“, heißt es sinngemäß: „,Hast du [Mein Gesandter] nicht über jenen nachgedacht, der [Nimrod] mit Ibrâhîm ein Wortgefecht über Seinen Herrn führte, weil die Herrschaft, die Allah, der Erhabene, ihm gegeben hatte, ihn zur Auflehnung führte?‘ Als Ibrâhîm sagte: ‚Mein Herr ist derjenige, der lebendig macht und sterben lässt‘, antwortete er: ‚Auch ich bin es, der lebendig macht und sterben lässt.‘ Da sagte Ibrâhîm: ‚Es ist Allah, der Erhabene, der die Sonne im Osten aufgehen lässt – so lasse du sie im Westen aufgehen.‘ Da war der Ungläubige verwirrt. Und Allah, der Erhabene, leitet nicht die Ungerechten.“

Wie er ins Feuer geworfen wurde, wird in den Sûren „as- Saffât“, „Die Eingereihten“, und „al-Anbiyâ“, „Die Propheten“, erzählt. In Vers 97 der Sûre „as-Saffât“ heißt es sinngemäß: „Die Ungläubigen sagten: ‚Baut einen Scheiterhaufen für Ibrâhîm und werft ihn in die Gluten.‘“ Doch als sie den Scheiterhaufen gebaut hatten und Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, in das Feuer warfen, verwandelte es sich in einen Rosengarten. Eine andere Überlieferung berichtet, dass sich das Feuer in ein Wasserbecken voller Fische verwandelte und das Feuerholz in Fische. Im edlen Qur‘ân heißt es in der Sûre „al-Anbiyâ“, „Die Propheten“, in den Versen 68, 69 und 70 sinngemäß: „Sie sagten: ‚Verbrennt ihn und helft euren Göttern, wenn ihr schon etwas tun wollt.‘ Wir sprachen: ‚O Feuer, sei kühl und ein Frieden für Ibrâhîm!‘ Und sie trachteten danach, ihm Schlechtes zu tun, doch Wir machten sie zu noch größeren Verlierern.“ Der Name Nimrod kommt im edlen Qur‘ân nicht vor. Doch ist dieser Name in der Thora [im Teil „Altes Testament“ der „Heiligen Schrift“] erwähnt. In der heutigen Region Urfa in der Türkei gibt es ein Becken von 50 x 30 m, das „Ayn Zelîka“ oder „Halilurrahman“ genannt wird. Es wird gesagt, dass dies der Ort sei, an dem Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, ins Feuer geworfen wurde, und dass die Fische darin aus dem Feuerholz entstanden sind, so dass niemand sie antastet.

Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, heiratete zweimal. Seine erste Frau Sara hatte bis zum Alter von 70 Jahren keine Kinder bekommen. Darauf nahm Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, Hagar, eine Sklavin, die ihm der damalige Pharao von Ägypten geschenkt hatte, zur zweiten Frau. Sie gebar ihm Ismâîl, Friede sei mit ihm. Hiernach bat Sara Allah, den Erhabenen, auch ihr ein Kind zu geben, und Allah, der Erhabene, entsprach diesem Wunsch. Dieses Kind war Ishâq, Friede sei mit ihm. Ismâîl, Friede sei mit ihm, wurde zum Ahnen der Araber, und Ishâq, Friede sei mit ihm, zum Ahnen der Hebräer. Das heißt, die Araber und die Hebräer [die Juden] stammen von demselben Vater, aber von verschiedenen Müttern ab. Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, ist also einer der Ahnen von Muhammed, Friede sei mit ihm.

Ibrâhîm, Friede sei mit ihm, wurde im Alter von 90 Jahren zum Propheten ernannt. Seine Religion verkündete, dass Allah, der Erhabene, ein Einziger war. In Vers 67 der Sûre „Âli Imrân“, „Die Familie Imrâns“, im edlen Qur‘ân heißt es sinngemäß: „Ibrâhîm war kein Jude und kein Christ, vielmehr war er lauteren Glaubens [ein Hanîf], ein Muslim, und keiner von denen, die Allah Gefährten beigesellen.“

Der Prophet, der den Juden die wahre Religion verkündete, war Mûsâ, Friede sei mit ihm. Mûsâ, Friede sei mit ihm, wurde etwa 1705 v. Chr. In Memphis im damaligen Ägypten geboren. Da es aber verschiedene Überlieferungen über sein Geburtsdatum gibt, ist nicht völlig klar, welcher Pharao zu seiner Zeit in Ägypten herrschte. Der Pharao hatte im Traum gesehen, dass ein Knabe, der in jenem Jahr geboren werden sollte, ihn töten würde, und hatte daher befohlen, dass alle in jenem Jahr geborenen Knaben getötet werden sollten. Aus diesem Grund legte die Mutter Musas, Friede sei mit beiden, ihr Kind in eine Holztruhe, brachte diese in den Nil und übergab das Kind Allah, dem Erhabenen. Diese Truhe wurde dann von der Frau des Pharao gefunden. Auch der Pharao sah das Kind. Doch als er und seine Frau die Truhe im Wasser gesichtet hatten, sagte sie: „Wenn darin ein Gut ist, möge es dein sein, und wenn darin ein Leben ist, mein.“ Der Pharao hatte dies akzeptiert, und so konnte er nun nichts unternehmen.

Der Name „Mûsâ“ bedeutet, „der aus dem Wasser Gerettete“. Die Christen nennen ihn „Mose“ oder „Moses“. Die Mutter von Mûsâ, Friede sei mit beiden, schaffte es, dass sie als Milchmutter in den Palast des Pharao aufgenommen wurde, wodurch sie in der Lage war, ihr Kind selbst aufzuziehen. Als er 40 Jahre alt war, erfuhr er von seinen Verwandten und besuchte sie. Er traf seinen drei Jahre älteren Bruder Harûn, Friede sei mit ihm. Mûsâ, Friede sei mit ihm, lehnte sich gegen die Ungerechtigkeiten gegenüber den Hebräern auf und nahm sie in Schutz. Eines Tages sah er, wie ein Ägypter jemanden aus den Banû Isrâîl, den Söhnen Israels, drangsalierte. Als er diesem zu Hilfe eilte, wurde der Ägypter getötet. Dabei hatte Mûsâ, Friede sei mit ihm, nur dem Unrecht des Ägypters Einhalt gebieten wollen. Nach diesem Vorfall musste er aus Ägypten flüchten. Er ging in die Stadt Midian, wo er zehn Jahre lang dem Propheten Schuayb, Friede sei mit ihm, diente. Er heiratete dessen Tochter Safûra (Zippora). Nach diesen zehn Jahren kehrte er nach Ägypten zurück. Als er nach Ägypten zurückreiste, machte er beim Berg Sinai Halt. Dort hörte er das Wort Allahs, des Erhabenen, und zu diesem Zeitpunkt wurde er als Prophet ernannt. Ihm wurden viele Sachen mitgeteilt, z. B. dass Allah, der Erhabene, nur Einer ist, dass der Pharao kein Gott ist, und viele weitere Sachen. So ging Mûsâ, Friede sei mit ihm, nach Ägypten und lud den Pharao zum Glauben ein. Er rief ihn zum Glauben an einen einzigen Gott auf. Er forderte ihn auf, die Banû Isrâîl freizulassen, doch der Pharao akzeptierte dies nicht. Er sagte: „Mûsâ ist nur ein großer Magier. Er will uns betrügen und uns unser Land entreißen.“ Er beriet sich mit seinen Ministern, die sagten: „Sammle alle Magier, auf dass sie ihn übertrumpfen.“ Also kamen die Magier zusammen. Versammelt vor dem Volk Ägyptens warfen sie ihre Seile auf die Erde, die dann als Schlangen erschienen und sich auf Mûsâ, Friede sei mit ihm, zubewegten. Als dann Mûsâ, Friede sei mit ihm, seinen Stock auf den Boden warf, verwandelte dieser sich in eine viel größere Schlange, die alle Stricke der Magier verschlang, worauf diese verschwanden. Darüber waren die Magier sehr erstaunt, denn ein Gegenzauber hätte nur den Zauber unwirksam gemacht, aber nicht die Seile verschwinden lassen, und sagten: „Dieser Mann spricht die Wahrheit“ und glaubten an ihn. Diese Begebenheit wird im edlen Qur‘ân in der Sûre „al-Arâf“, „Die Höhen“, in den Versen 111 bis 123 wiedergegeben. „Hierauf erzürnte der Pharao dann ganz und gar und sagte: ‚Er ist also euer Meister! Ich werde euch die Füße und Hände abschneiden und euch an Dattelbäumen aufhängen lassen.‘ Die Magier antworteten: ‚Wir glauben Mûsâ, Friede sei mit ihnen, und wir suchen Schutz bei seinem Herrn und bitten nur Ihn um Vergebung und Barmherzigkeit.‘“ Der Pharao erlaubte den Banû Isrâîl nicht, Ägypten zu verlassen, denn dann würden diese Diener und Sklaven, die er und sein Volk nutzten, nicht mehr da sein. Daraufhin wurden diese Ungläubigen von Plagen heimgesucht, wie dass sich ihr Wasser in Blut verwandelte, es Frösche regnete, sie Hautkrankheiten bekamen und dass sich der Himmel drei Tage hindurch verdunkelte. Als der Pharao diese Wunder sah, erschrak er und erlaubte den Banû Isrâîl die Ausreise. Als sich Mûsâ, Friede sei mit ihm, mit den Banû Isrâîl bereits auf dem Weg aus Ägypten befand, bereute er aber seine Entscheidung und eilte ihnen mit seinen Soldaten nach. Da hatte sich das Wasser des Golfs von Sues gespalten und die Gläubigen gingen auf das gegenüberliegende Ufer. Doch als der Pharao die Stelle durchqueren wollte, schloss sich das Wasser und der Pharao und seine Soldaten ertranken. Während dieses großen Auszugs flehte Mûsâ, Friede sei mit ihm, am Berg Sinai Allah, den Erhabenen, sehr an. Er wünschte sich, das Wesen Allahs, des Erhabenen, zu sehen. Allah, der Erhabene, akzeptierte sein Bitten jedoch nicht, doch Er sprach zu ihm erneut, während er sich noch auf dem Berg Sinai befand. Mûsâ, Friede sei mit ihm, verbrachte auf dem Berg Sinai 40 Tage und 40 Nächte und fastete. Allah, der Erhabene, schickte ihm mit Dschibrîl, Friede sei mit ihm, die auf Tafeln geschriebene Thora. Zusätzlich, auf zehn weiteren Tafeln bekam er die Zehn Gebote, die jene, die an ihn glaubten, befolgen sollten. Diese Zehn Gebote, die seitdem in Büchern der Juden aufgeschrieben werden, sind in der Thora im Buch Deuteronomium, Kapitel 5, Vers 6 und folgende und im Buch Exodus zu Beginn des Kapitels 20 zu finden.

Diese Zehn Gebote sind:

1. Ich bin der Herr, dein Gott, der Ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.

2. Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!

3. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

4. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.

5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

6. Du sollst nicht töten.

7. Du sollst nicht ehebrechen.

8. Du sollst nicht stehlen.

9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.

Als Mûsâ, Friede sei mit ihm, von Berg Sinai zurückkam sah er mit Entsetzen, dass sein Volk, das er seinem Bruder Hârûn, Friede sei mit ihm, anvertraut hatte, vom rechten Weg abgewichen war, eine Kalbsfigur aus Gold gemacht und begonnen hatte, diese anzubeten. Mûsâ, Friede sei mit ihm, war eine ansehnliche, Ehrfurcht einflößende Person mit einem scharfen Blick, der bei seinen Gegenübern einen starken Eindruck hinterließ. Als er ein Jahr alt war, hatte er den Pharao erzürnt, weil er von dessen mit Perlen geschmücktem Bart gerupft hatte. Auf Fürsprache seiner Frau Âsiya unterwarf er ihn einer Prüfung, bevor er getötet werden sollte. Man legte ein Tablett mit Gold und auch Feuer darin vor ihn, und als Mûsâ, Friede sei mit ihm, seine Hand nach dem Gold austrecken wollte, lenkte Dschibrîl, Friede sei mit ihm, seine Hand zum Feuer, und als er dann das Feuer zum Munde führte, verbrannte er sich die Spitze seiner Zunge, worauf er das Feuer wegwarf. Aus diesem Grund hatte er anfangs Schwierigkeiten beim Sprechen. Wenn es nötig war, zum Volk zu sprechen, überließ er das seinem redegewandten Bruder Hârûn, Friede sei mit ihm. Als er Prophet wurde, wurde dieser Mangel beseitigt und ihm wurde größere Redegewandtheit als seinem Bruder gegeben. Als er sich auf dem Berg Sinai befand, hatten auch die schönsten Worte seines Bruders nicht ausgereicht, um sein Volk davor zu bewahren, vom Weg abzukommen. Mûsâ, Friede sei mit ihm, begab sich wieder auf den Berg Sinai und bat Allah, den Erhabenen, dass er seiner Gemeinde verzeihen möge. Auch seine Gemeinde machte Tauba. Er zog mit ihr in die Wüste, um das Gelobte Land zu finden. Sie verbrachten genau 40 Jahre in der Wüste Sinai. In der Wüste versorgte sie Allah mit der Manna-Speise und Wachtelfleisch. Mûsâ, Friede sei mit ihm, erreichte den „Nebo“ genannten Hügel auf einem Berg gegenüber der Stadt Jericho, die sich im Gelobten Land befand, und nach einer Überlieferung starb er dort im Alter von 120 Jahren. Sein Bruder Hârûn, Friede sei mit ihm, war bereits drei Jahre zuvor gestorben. In das Gelobte Land und in die darin befindliche Stadt Jericho einzuziehen wurde dem Propheten Yûscha, der nach Mûsa kam, vergönnt, Friede sei mit beiden.

[Der große muslimische Historiker und Jurist Ahmed Dschevdet Pascha, möge Allah mit ihm barmherzig sein [1] , sagt in seinem Buch „Kısas-ı Enbiyâ“, „Die Geschichten der Propheten“:

„Ein Sohn Ibrâhîms war Ishâq und dessen Sohn Yâqûb, Friede sei mit ihnen. Yâqûbs richtiger Name war ‚Isrâîl‘, Friede sei mit ihm. Seine Nachkommen werden daher ‚Banû Isrâîl‘, ‚Die Söhne Israels‘, genannt. Yûsuf, Friede sei mit ihm, einer der zwölf Söhne Yâqubs, Friede sei mit ihm, war auch ein Prophet. Die Söhne Israels lebten nach Yûsuf weiter in Ägypten und folgten dem Glauben von Yâqub und Yûsuf, Friede sei mit ihnen. Die Bewohner von Ägypten jedoch, die Kopten, waren Sterne- und Götzenanbeter. Sie benutzten die Söhne Israels wie Sklaven. Die Söhne Israels wünschten der Quälerei der Pharaonen zu entgehen und in das Land ihrer Väter, in das Land Kanaan, zu ziehen, doch die Pharaonen erlaubten ihnen das nicht, denn sie nutzten die Söhne Israels für schwere Arbeiten, ließen sie neue Städte und Gebäude bauen. Mûsâ, Friede sei mit ihm, Sohn des Imrân, wurde von seiner Mutter in eine Truhe gelegt und die Truhe ins Wasser des Nils befördert. Âsiya, die Frau des Pharao, fand ihn und adoptierte ihn. Als Mûsâ, Friede sei mit ihm, in einem Unfall einen Kopten erschlug, verließ er Ägypten und ging in die Stadt Midian, wo er zehn Jahre verweilte. Er heiratete die Tochter des Propheten Schuayb, Friede sei mit ihm, und kehrte dann nach Ägypten zurück. Auf dem Weg machte er auf dem Berg Sinai Halt. Dort wurde er durch das Sprechen mit Allah, dem Erhabenen, geehrt und dort zum Propheten ernannt. Ihm wurde aufgetragen, den Pharao zum Glauben einzuladen, doch der glaubte nicht. Mûsâ, Friede sei mit ihm, versammelte die Söhne Israels und zog mit ihnen aus Ägypten aus. Sie überquerten den Golf von Sues und zogen in Richtung der Stadt Jericho, doch die Söhne Israels sagten, dass sie nicht weiterziehen würden, da sie keinen Krieg mit den Amalika führen könnten. Mûsâ, Friede sei mit ihm, verwünschte sie. Er ließ seinen drei Jahre älteren Bruder Hârûn, Friede sei mit ihm, mit ihnen zurück und begab sich zum Berg Sinai. Dort sprach er erneut mit Allah, dem Erhabenen. Ihm wurde das Buch Thora gegeben. Sein Volk bereute seine Sünden, und sie kamen an das südliche Ende des Toten Meeres. Sie ließen sich gegenüber der Stadt Jericho östlich des Flusses Jordan nieder. Mûsâ, Friede sei mit ihm, bestimmte Yûscha, Friede sei mit ihm, als seinen Vertreter und starb danach.“

Im „Mir‘âtu‘l-Kâinât“, „Spiegel der Schöpfung“, heißt es: „Mûsâ, Friede sei mit ihm, begab sich dreimal auf den Berg Sinai. Beim ersten Mal wurde er als Prophet ernannt. Beim zweiten Mal wurden ihm die Thora und die Zehn Gebote herabgesandt. Die Thora bestand aus 40 Bänden. In jedem Band gab es tausend Sûren, und in jeder Sûre gab es tausend Verse. In den heutigen Versionen der Thora finden sich nicht so viele Verse, denn die Thora und das Evangelium wurden später verändert, wie dies auch im edlen Qur‘ân berichtet wird. Die Thora, die Mûsâ von Dschibrîl überbracht wurde, haben nur Mûsâ, Hârûn, Yûscha, Uzayr und Îsâ, Friede sei mit ihnen allen, ganz auswendig gekannt, Friede sei mit ihnen allen.“

Im „Qâmûsu‘l-A‘lâm“, heißt es: „Der babylonische König Nebukadnezar verbrannte die Kopien der Thora, als er den Heiligen Tempel in Quds niederbrennen ließ. Er nahm 70.000 jüdische Gelehrte gefangen und schickte sie nach Babylon, unter ihnen auch Danyâl und Uzayr, Friede sei mit ihnen. [In dem Buch ‚Mundschid‘, ‚Der Retter‘, steht, dass die Juden Uzayr, Friede sei mit ihm, ‚Esra‘ nannten. Jedoch ist der Esra, der das ‚Buch, Esra‘ des Alten Testaments der ‚Heiligen Schrift‘ und einige andere Bücher schrieb, ein hebräischer Priester und Gelehrter und nicht der Prophet Uzayr, Friede sei mit ihm.] Die Juden vergaßen die Thora und rebellierten immer mehr. Sie leugneten die Propheten, die ihnen zur Ermahnung geschickt wurden, und töteten viele von ihnen. Der Sultan von Persien, Bahman Kai Chosraube, bezwang die Assyrer und ließ die jüdischen Gefangenen und Danyâl, Friede sei mit ihm, frei. Da vermehrte sich die Zahl derer, die im Heiligen Tempel Gottesdienst verrichteten. Als Alexander der Große Jerusalem eroberte, ernannte er zwar Herodes unter den Juden zum Gouverneur, doch dieser Verräter ließ Yahyâ, Friede sei mit ihm, töten und verübte viel Unrecht. Danach übernahmen die Römer Jerusalem. Als die Juden gegen die Römer rebellierten, ließ Adrian im Jahre 135 n. Chr. Jerusalem zerstören und die Juden töten. Wer konnte, flüchtete in alle Richtungen. Dort, wohin sie flüchteten, erlitten sie viel Unrecht und Leid seitens der Christen. Mit dem Aufkommen des Islam fanden sie wieder Frieden und Ruhe. Die römischen Imperatoren ließen Jerusalem wieder aufbauen und nannten die Stadt ‚Ilija‘. Der fünfte Umayyaden Khalif Abdulmelik ordnete an, die Stadt erneut aufzubauen und die al-Aqsâ Moschee zu restaurieren. Die Christen zerstörten die Stadt während der Kreuzzüge, und Salahuddin al-Ayyubi ließ sie wieder aufbauen. Später wurde die Stadt durch osmanische Khalifen restauriert und verschönert.“

Das heiligste Buch der Juden nach der Thora ist der Talmud. Mûsâ, Friede sei mit ihm, hatte Hârûn, Yûscha und Eliazar das, was er von Allah, dem Erhabenen, auf dem Berg Sinai gehört hatte, berichtet, Friede sei mit ihnen allen. Diese wiederum teilten es den nachkommenden Propheten mit, bis es schließlich Jehuda erreichte, der im 2. Jahrhundert n. Chr. Dieses Wissen innerhalb von 40 Jahren in einem Buch zusammenfasste. Dieses Buch wurde „Mischna“ genannt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. Wurde in Jerusalem und im 6. Jahrhundert n. Chr. In Babylon je eine Erläuterung zum Mischna geschrieben. Diese Erläuterungen wurden „Gemara“ genannt, einer dieser Gemara wurde der Mischna angehängt und als „Talmud“ bezeichnet. Der Talmud, der die Jerusalemer Gemara enthält, wurde der „Jerusalemer Talmud“ genannt, und der Talmud, der die Babylonische Gemara umfasst, der „Babylonische Talmud“. Die Christen sind diesen drei Büchern Feind. Sie sagen, Simeon, der das Kreuz trug, an dem Îsâ, Friede sei mit ihm, aufgehängt werden sollte, sei unter denen gewesen, die die Mischna überlieferten. Einige der für die Menschen schädlichen Gebote im Talmud werden im Buch „Cevâb Veremedi“, „Sie waren nicht imstande zu beantworten“, zum Ende des Buches erwähnt. Dass der oben erwähnte Eliazar der Sohn von Schuâyb war, Friede sei mit beiden, steht im „Mir‘âtu‘l- Kâinât“, „Spiegel der Schöpfung“.]

[1] Dschevdet Pascha stammte aus Lowetsch. Er starb 1312 n. H. [1894 n. Chr.] in Istanbul.