Im Evangelium ist erwähnt, dass nach Jesus ein letzter Prophet kommen wird. Im Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 16 heißt es, dass Jesus sagte:

„… und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit…“ Und in Vers 26 heißt es: „Aber der Tröster, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Und in Kapitel 16, Vers 13: „Er wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden.“ [Die Christen bestehen darauf, das Wort „Tröster“ stets als „Geist“ zu übersetzen.]

Außer diesen Stellen gibt es auch im Alten Testament in der „Heiligen Schrift“, also der Thora, Aussagen über die Ankunft eines Propheten vom Volk der Araber. Im Deuteronomium, Kapitel 18, Vers 15 heißt es, dass Mûsâ, Friede sei mit ihm, zu den Israeliten sagte: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.“ Die hier erwähnten „Brüder“ der Israeliten sind die „Ismaeliten“, also die Araber. Dieser letzte Prophet, der im Evangelium und in der Thora angekündigt ist und der vom Volk der Araber kommen sollte, ist Muhammed, Friede sei mit ihm. Die Religion, die er brachte, ist der „Islam“. Wer dieser Religion folgt, wird „Muslim“ genannt. Das heilige Buch der Muslime ist der „edle Qur‘ân“. Der edle Qur‘ân wurde unserem Propheten Muhammed, Friede sei mit ihm, auf Arabisch offenbart. Obwohl seitdem 14 Jahrhunderte vergangen sind, wurde in ihm nicht ein einziger Buchstabe verändert. Gleich welcher Religion er angehört, jeder, der ihn liest, ist über seine Gewaltigkeit und Würde erstaunt. Sogar jene, die ihn nicht auf Arabisch lesen können und Übersetzungen in andere Sprachen lesen, geben zu, dass die Ausdruckskraft des edlen Qur’ân sehr mächtig ist.

Über die drei heiligen Bücher gibt es im, von Nischandschızâde Muhammed Efendi [1] verfassten, „Mir’âtu‘l-Kâinât“, „Der Spiegel der Schöpfung“, folgende Informationen:

„Mûsâ war in der Stadt Midian zehn Jahre lang im Dienste des Propheten Schuayb, Friede sei mit beiden. Dann, als er, um seine Mutter und seinen Bruder zu besuchen, nach Ägypten reiste, wurde ihm auf dem Berg Sinai verkündet, dass er ein Prophet sei. Er begab sich nach Ägypten und lud Pharao und sein Volk zu seiner Religion ein. Auf dem Rückweg machte er wieder beim Berg Sinai Halt und sprach mit Allah, dem Erhabenen. Ihm wurden die ‚Zehn Gebote‘ und vierzig Bände der Thora offenbart. In jedem Band gab es tausend Sûren, und in jeder Sûre gab es tausend Verse. Um einen Band zu lesen, brauchte es ein ganzes Jahr. Niemand außer Mûsâ, Hârûn, Yûschâ, Uzayr und Îsâ, Friede sei mit ihnen, hatte es vermocht, die Thora in seiner Gänze auswendig zu lernen. Nach der Zeit Mûsâs, Friede sei mit ihm, wurde die Thora schriftlich festgehalten. Mûsâ, Friede sei mit ihm, fertigte auf Geheiß Allahs, des Erhabenen, eine Truhe aus Gold und Silber und bewahrte die ihm offenbarte Thora darin auf. Er starb im Alter von 120 Jahren in der Nähe von Quds (Jerusalem). Im Jahre 668 n. H. [1269 n. Chr.] ließ der ägyptische Sultan Baibars einen Schrein über seinem Grab errichten, Friede sei mit ihm. Nach Mûsâ, Friede sei mit ihm, übernahm Yûschâ, Friede sei mit ihm, Quds von den Amalika. Nach vielen Jahren degenerierten die Religion und die Ethik der Israeliten. Nebukadnezar kam aus Babylon und eroberte Quds. Er zerstörte die von Sulaymân, Friede sei mit ihm, errichtete Masdschidu‘l-Aqsâ. Er verbrannte die Thora, tötete 200.000 Menschen, nahm 70.000 Geistliche gefangen und verschleppte sie nach Babylon. Als Bahman Herrscher wurde, ließ er diese Gefangenen wieder frei. Uzayr, Friede sei mit ihm, rezitierte die Thora und die Hörenden schrieben sie auf. Doch nach Uzayr, Friede sei mit ihm, verfielen sie wieder in die Degeneration. Sie töteten die tausend Propheten. Bis zur Ankunft Alexanders des Großen lebten sie unter der Herrschaft der Perser, danach unter Gouverneuren, die die Griechen einsetzten.

Was das Evangelium betrifft, konnte auch dieses nicht in seiner ursprünglichen Form bewahrt werden. Vor allem gab es niemanden, der das Evangelium auswendig kannte. Es existieren keine Aufzeichnungen darüber, dass sogar die Apostel selbst das Evangelium auswendig konnten. [Im ersten Teil unseres Buches haben wir ausführlich über das Evangelium informiert.] Doch beim edlen Qur‘ân war es so, dass während seiner 23 Jahre dauernden Offenbarung jedes Mal, wenn ein Stück offenbart wurde, die Muslime es sofort auswendig lernten. Doch als 70 Hafisin der Schlacht von Yamama [2] fielen, war Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, besorgt über die sich verringernde Zahl der Huffâz und konsultierte den damaligen Khalîf Abû Bakr, möge Allah mit ihm zufrieden sein, und empfahl und bat darum, dass der edle Qur‘ân gesammelt und niedergeschrieben werde. Darauf ordnete Abû Bakr Zayd ibn Sâbit, möge Allah mit beiden zufrieden sein, der einer der Schreiber des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, war, an, die Sûren des edlen Qur’ân einzeln auf Papier niederzuschreiben. Der edle Qur‘ân war in sieben Dialekten, einschließlich des Dialekts der Quraysch, offenbart worden. Man erlaubte sogar, dass Leute, die ein bestimmtes Wort des edlen Qur’ân nicht gut aussprechen konnten, ein anderes Wort mit gleicher Bedeutung benutzten. So hatte Abdullah ibn Masûd, möge Allah mit ihm zufrieden sein, zu einem Bauern, der ständig ‚Taâmu‘l-Asîm‘ – so bezeichnet man eine muslimische Person die den edlen Qur‘ân auswendig gelernt hat – als ‚Taâmu‘l-Yatîm‘ aussprach, gesagt: ‚Wenn du dieses Wort nicht aussprechen kannst, dann benutze statt dessen ‚Taâmu‘l-Fâdschir‘.‘ Doch diese Rezitation des edlen Qur’ân in verschiedenen Dialekten und die Verwendung verschiedener Wörter, selbst wenn sie dieselbe Bedeutung hatten, entfachte unter den Muslimen Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten darüber, welcher Dialekt der bessere sei. Darauf ließ der Khalîf seiner Zeit, Usmân, möge Allah mit ihm zufrieden sein, wiederum unter der Leitung von Zayd ibn Sâbit einen Rat zusammenkommen, dem er anordnete, dass der edle Qur‘ân nur nach dem Dialekt der Quraysch erneut niedergeschrieben werde. So wurden alle Sûren nach dem Dialekt der Quraysch geschrieben. Von diesem Mushaf wurden dann sieben Kopien erstellt und in die Provinzen geschickt. Auf diese Weise wurde der edle Qur‘ân, der im Jahre seines Todes vom Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, und Dschibrîl, Friede sei mit ihm, zweimal gegengelesen wurde, niedergeschrieben. Andere Versionen, die diesem nicht entsprachen, wurden vernichtet. Alle heutigen Kopien des edlen Qur’ân in den Ländern der Muslime sind von Inhalt und von der Anordnung des Inhalts her gänzlich mit dieser ‚al-Mushaf al-Usmânî‘, ‚Der Osmanische Fassung‘ genannten Version, übereinstimmend. Seitdem wurde kein einziger Buchstabe darin verändert.“

In dem auf Persisch verfassten Buch „Riyâdu‘n-Nâsihîn“, heißt es: „Als er Khalîf war, versammelte Usmân die edlen Gefährten, möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein. Sie einigten sich, dass das (was sie nun zusammengestellt hatten) der edle Qur‘ân war, den der Gesandte Allah, Friede sei mit ihm, im Jahre seines Todes rezitiert hatte. Es war für die Gemeinde der Muslime nicht ein Muss (im Sinne eines Urteils), sondern eine Erlaubnis, einen der sieben Dialekte auszuwählen.“

Die Quellen der Religion des Islam sind vier: der edle Qur‘ân, die ehrwürdigen Hadîthe, die Idschmâ der Umma und der Qiyâs der Fuqahâ. Idschmâ bedeutet Übereinstimmung der Ansichten in einer Sache. Die Übereinstimmung der edlen Gefährten, möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein, sowie die Übereinstimmung der vier Imame der Rechtsschulen sind für die Muslime bindende Argumente. Denn der Gesandte Allahs, Friede sei mit ihm, sagte: „Meine Gemeinde einigt sich nicht auf Irrtum.“ In dieser ehrwürdigen Hadîth wird verkündet, dass das Wissen, zu dem man aufgrund des Idschmâ gelangt, korrekt sein wird. Daher ist dieser Mushaf, auf den sich die edlen Gefährten, möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein, geeinigt haben, echt und legitim. Es ist verboten, eine andere als diese Version zu rezitieren. Denn heute gibt es keine Versionen des edlen Qur’ân, die in anderen Dialekten außer dem der Quraysch niedergeschrieben sind. Diese (damaligen) sieben Dialekte haben sich mit der Zeit entweder geändert, gerieten in Vergessenheit oder gingen verloren. Um mit den heute gebräuchlichen Dialekten des Arabischen den edlen Qur‘ân zu verstehen, muss man die Tafsîr-Bücher studieren, um den damaligen Dialekt der Quraysch und die damals verwendeten Wortbedeutungen zu verstehen.

Berühmte westliche Gelehrte und Schriftsteller haben immer wieder ihre Bewunderung für den edlen Qur‘ân ausgedrückt. Einer dieser berühmten Schriftsteller, der deutsche Dichter Goethe [3] , sagte, nachdem er eine nicht wirklich korrekte Übersetzung des edlen Qur’ân las, dass er zwar von den Wiederholungen darin etwas getrübt wurde, doch dass er vor der Gewaltigkeit und Erhabenheit des Ausdrucks Bewunderung empfand.

Der britische Priester Bosworth-Smith schreibt in seinem Werk „Mohammed and Mohammedanism“: „Der edle Qur‘ân ist ein Wunder des klaren Ausdrucks, des Wissens, der Philosophie und der Wahrheit.“

Arberry, der den edlen Qur‘ân ins Englische übersetzte, sagte: „Wann immer ich den Gebetsruf höre, hat er eine große Wirkung auf mich. Unter den herabrieselnden Melodien höre ich einen Ton, wie wenn auf eine Trommel geschlagen wird. Dieses Schlagen ist, als ob es das Schlagen meines Herzens wäre.“ Marmaduke Pickthall sagte über den edlen Qur‘ân: „… jene unnachahmbare Symphonie, deren Töne die Menschen zu Tränen und zur Ekstase führen.“ Neben diesen haben viele westliche Philosophen, Wissenschaftler und Politiker mit großem Respekt, großer Achtung und großer Bewunderung über den edlen Qur‘ân gesprochen. Doch diese akzeptieren den edlen Qur‘ân nicht als das Buch Allahs, des Erhabenen, sondern als ein von Muhammed, Friede sei mit ihm, verfasstes, großes und schätzenswertes Werk. Wäre dem nicht so, wären alle diese Bewunderer bereits Muslime.

Lamartine [4] sagte sogar:

„Muhammed ist kein falscher Prophet. Er glaubte, zur Verkündung einer neuen Religion von Gott auserwählt zu sein.“ Dies zeigt Folgendes: Diese westlichen Wissenschaftler sagen, dass Muhammed, Friede sei mit ihm, kein Lügner war, doch dass er den edlen Qur‘ân selbst ersonnen habe und glaubte, dieser sei ihm von Allah, dem Erhabenen, offenbart. Nach ihnen war Muhammed, Friede sei mit ihm, kein Lügner, denn er glaubte, dass er ein Prophet sei und dass die Worte aus seinem Mund ihm von Allah, dem Erhabenen, geschickt wurden.

 

[1] Nischandschızâde starb 1031 n. H. [1622 n. Chr.] in Edirne.

[2] Die Schlacht von Yamama wurde im elften Jahr der Hidschra gegen Musaylima, den Lügner, geführt

[3] Goethe starb 1248 n. H. [1832 n. Chr.].

[4] Der französische Dichter Lamartine starb 1286 n. H. [1869 n. Chr.].