Was nun jene betrifft, die den Islam kritisieren und in ihm Fehler festzustellen versuchen, so beschäftigen sich diese vor allem mit folgenden Punkten:

 Sie sagen: „Der Islam erlaubt, dass Männer vier Frauen heiraten. Dies ist nicht mit dem Verständnis von Familie in unserer Zeit, mit der Verbundenheit in der Familie und der sozialen Ordnung zu vereinbaren.“

Die Antwort darauf ist folgende: Der Islam begann vor 14 Jahrhunderten. Zu der Zeit hatten Frauen in der Geburtsstätte des Islam, in Arabien, keinerlei Rechte. Jeder lebte mit so vielen Frauen wie ihm gefiel zusammen und fühlte sich keiner von ihnen gegenüber verpflichtet. Dass Frauen damals nichts galten, wird auch aus der Tatsache klar, dass viele Familien ihre Mädchen gleich nach der Geburt bei lebendigem Leibe begruben. Der Islam, der an einem solchen Ort hervorkam, hat die Zahl der Frauen, mit denen ein Mann leben kann, für jene Zeit extrem eingeschränkt, Frauen Rechte eingeräumt, und damit eine Frau nach einer Scheidung nicht völlig mittellos dasteht, eine Brautgabe „Mahr“ vor der Heirat festgelegt. Es ist nicht so, dass die Frauen im Islam erniedrigt werden, sondern im Gegenteil, ihre Rechte werden geschützt und ihr Ansehen gehoben. Was wir hier anreißen, wird im „Diyâu‘l-Qulûb“, „Das Licht der Herzen“, des Ishak Efendi aus Harput [1] , das er auf Türkisch als Antwort auf Lügen und Erfindungen von protestantischen Missionaren schrieb, ab Seite 324 ausführlich erklärt. Dieses Buch wurde unter dem Titel „Cevab Veremedi“, „Vermochte nicht zu antworten“, vom Verlag Hakîkat Kitâbevi gedruckt.

Was die heutige Lage betrifft, muss man wissen, dass der Islam die Heirat mit vier Frauen nicht befiehlt, sondern es nur erlaubt. Das heißt, dass die Heirat mit mehr als einer Frau keine Verpflichtung oder Sunna ist, sondern erlaubt wird. Mehmed Zihni Efendi, möge Allah mit ihm barmherzig sein, sagt in seinem Buch „Ni‘met-i Islâm“, „Der Segen des Islam“, zu Beginn des Kapitels „Heirat“: „Eine Frau zu scheiden oder bis zu vier Frauen zu heiraten ist keine Pflicht im Islam. Es ist auch nicht eine zur Wahl stehende erlaubte Sache. Es ist im Fall eines Bedürfnisses erlaubt. So, wie Männer nicht angehalten sind, mehr als eine Frau zu ehelichen, so muss eine Frau dies auch nicht unbedingt akzeptieren.“ Wenn eine Regierung etwas verbietet, dann hört diese Sache auf, erlaubt zu sein, wird zu etwas Verbotenem. Denn die Muslime lehnen sich nicht gegen das Gesetz auf, sie begehen keine Verbrechen. Muslim bedeutet jemand, der sich und anderen nicht schadet. Wenn ein Mann eine zweite Frau heiraten möchte, kommen bestimmte ökonomische und gesellschaftliche Faktoren ins Spiel, die die Rechte und Freiheiten seiner ersten Frau schützen. Auch die späteren Frauen haben Rechte. Es ist im Islam verboten, dass jemand, der diese Rechte nicht gewährleisten kann, mehr als eine Frau heiratet. Außerdem ist es eine Tat mit Segen, wenn ein Mann von einer weiteren Ehe absieht, um das Herz seiner ersten Frau zu erfreuen. Weiterhin ist es nicht erlaubt, einen Muslim, in diesem Fall die erste Frau, zu verletzen. Zu gegenwärtigen Zeiten, in denen ganze Völker von Unterhaltssorgen erschüttert werden, sind viele Männer nicht in der Lage dazu. Daher ist es klar, dass solche Männer in unserer Zeit nicht mit einer zweiten Frau verheiratet sein können. Dass sich Verhaltensweisen, die Traditionen und Gewohnheiten ändern können, wird im Islam akzeptiert, und daher haben die Muslime heutzutage nur eine Frau.

Schauen wir in diesem Zusammenhang auf andere Länder und andere Religionen: Im „Alten Testament“, das sowohl Christen als auch Juden akzeptieren, wird im Buch Genesis, Kapitel 30, in Buch Deuteronomium, Kapitel 21 und im zweiten Buch Samuel, im Kapitel 2 die Polygamie erlaubt. Dawûd und Suleymân, Friede sei mit beiden, hatten viele Ehefrauen und Sklavinnen. Die Kaiser Ostroms hatten immer mehrere Frauen, und deutsche Kaiser, so z. B. Friedrich Barbarossa (547 – 586 n. H. [1152 – 1190 n. Chr.]), hatte mehrere Frauen. Ein Eskimo kann mit Erlaubnis seiner ersten Frau eine zweite Frau heiraten. Die christliche Mormonen- Sekte, die im Jahre 1246 n. H. [1830 n. Chr.] in Amerika gegründet wurde, erlaubt die Heirat mit mehr als einer Frau. (Allerdings verbieten dies die momentanen US-amerikanischen Gesetze.) In Japan kann auch heute ein Mann mehrere Frauen heiraten.

Im Angesicht all dessen ist es ein Unrecht, die Polygamie dem Islam als einen Makel anheften zu wollen. Denn viele Völker und zahlreiche Religionen akzeptieren die Polygamie. Der bekannte Schriftsteller John Milton (1017 – 1085 n. H. [1608 – 1674 n. Chr.]) sagte: „Warum soll etwas, was weder im Alten Testament noch im Evangelium verboten wird, etwas Beschämendes und gegen den Anstand sein? Frühere Propheten, Friede sei mit ihnen, hatten immer mehrere Frauen. Damit ist die Ehe mit mehreren Frauen auch keine Unzucht und rechtmäßig und im Einklang mit dem gesellschaftlichen Gewissen.“

Der berühmte Schriftsteller Montesqieu (1100 – 1148 n. H. [1689 – 1735 n. Chr.]) äußerte: „Wenn man beachtet, dass Frauen in heißen Ländern früher reif werden, aber auch schnell altern, dann ist es nur natürlich, dass Menschen, die in diesen Ländern leben, mehrere Frauen heiraten.“ Da heutzutage die Bedingungen für den Unterhaltserwerb schwerer geworden sind, wie bereits erwähnt, kommt es in muslimischen Ländern kaum noch vor, dass es Ehen mit mehreren Frauen gibt.

– „Der Islam befiehlt das Töten um der Religion willen, das Besetzen von Ländern und das Abschlachten der Bevölkerung dieser Länder. Dies wird Dschihâd genannt.“

Diese Behauptungen sind völlig falsch. Der Grundsatz für den Dschihâd, den es im Islam gibt, ist nicht die Zerstörung von Ländern oder das Töten von Menschen, sondern die Verbreitung und der Schutz des Islam. Das kann niemals mit Zerstörung und Verwüstung und Unterdrückung geschehen. Der Islam befiehlt, sich gegen Aggressoren und Angreifer zu schützen und sie zu bekämpfen. Die Christen jedoch haben, wie wir zuvor erklärt haben, nicht davor zurückgeschreckt, im Namen der Religion die furchtbarsten Verbrechen zu begehen, und begingen wider den Worten und dem Rat von Îsâ, Friede sei mit ihm, der ihnen Mitleid und Barmherzigkeit predigte, jegliche Art von Übel und Brutalität. Die Geschichte ist voll mit ihren Untaten. Allah, der Erhabene, befiehlt in der Sûre „al-Anfâl“, „Die Beute“, dass ein muslimisches Reich auch die Waffen, die in den Ländern der Ungläubigen hergestellt werden, recherchiert und diese in Zeiten des Friedens herstellt. [Eine Regierung, die dies nicht tut, handelt dem Islam zuwider. Dies kann dazu führen, dass man dem Angriff eines Feindes nicht gemäß antworten kann und den Tod von Millionen von Muslimen verursacht und der Islam geschwächt wird.]

Ein Muslim handelt niemandem gegenüber aggressiv. Wenn jemand ihn oder seine Religion angreift, dann entgegnet er mit sanften Worten und mit Rat. Wenn dies nicht angenommen wird, dann verklagt er die Person. Das Gericht urteilt dann auf gerechte Weise. Wenn der Muslim auch auf dem Gerichtsweg nicht sein Recht bekommt, zieht er sich in sein Heim und in seine Arbeitsstätte zurück. Er mischt sich nicht unter Aggressoren. Wenn auch sein Heim und seine Arbeitsstätte angegriffen werden, dann vollzieht er die Hidschra, die Auswanderung, d. h., er verlässt jenen Ort. Wenn er keinen anderen Ort finden kann, dann verlässt er das Land. Wenn er kein muslimisches Land finden kann, in das er emigrieren kann, dann begibt er sich in ein Land der Ungläubigen, in dem die Rechte der Menschen geachtet werden.

Der Muslim fügt niemandem einen Schaden zu, weder durch seine Zunge noch durch seine Hand. Er tastet niemandes Besitz, Land, Anstand oder Ehre an. Dschihâd bedeutet, den Dienern Allahs, des Erhabenen, den wahren Glauben Allahs, des Erhabenen, zu verkünden. Und dies geschieht dadurch, dass man Unterdrücker und ausbeuterische Diktatoren, die verhindern, dass Menschen über die Religion Allahs, des Erhabenen, erfahren, mit Waffengewalt bekämpft und beseitigt. Zuvor jedoch werden sie ermahnt. Es wird ihnen angeboten, dass sie den Islam annehmen.

Wenn sie dies nicht akzeptieren, dann wird ihnen angeboten, dass sie die Kharaj (die Landsteuer), und die Dschizya, (die Kopfsteuer), zahlen. Wenn sie auch dies nicht akzeptieren, dann werden diese Hindernisse beiseitegeschafft. Den Dschihâd mit Waffengewalt führt das muslimische Reich durch, nicht die einzelnen Individuen. Im 256. Vers der Sûre „al-Baqara“, „Die Kuh“, des edlen Qur’ân heißt es sinngemäß: „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“ Ein Nichtmuslim kann niemals unter Zwang zum Islam bekehrt werden. Die Muslime versuchen niemals, wie es die Christen tun, einen Menschen durch Zwang oder durch das Versprechen materieller Vorteile zum Islam zu bekehren. Wer will, kann aus eigenem Antrieb Muslim werden. Die Muslime helfen durch ihre milden, logischen und vernünftigen Worte und durch ihren guten Charakter und ihr Wohlverhalten, dass Menschen den Islam freiwillig liebend annehmen. Nichtmuslime können unter dem Schutz eines muslimischen Reiches als Schutzbefohlene leben. Mit den gleichen Rechten und Freiheiten wie die Muslime auch können sie alle Verpflichtungen ihrer Religion frei ausüben. Einzelheiten in diesem Zusammenhang werden im „Diyâu‘l-Qulûb“, „Das Licht der Herzen“, ab Seite 293 erklärt.

Im „Menâkıb-i Cihâr Yâr-ı Güzîn“ heißt es in der 70. Geschichte: „Einst kam eine Handelskarawane in Medina an und lagerte vor der Stadt. Alle Reisenden waren so müde, dass sie sogleich einschliefen. Bei seinem Rundgang durch die Stadt bemerkte der Khalîf Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, diese Karawane. Er begab sich zum Haus Abdurrahman ibn Awfs, möge Allah mit ihm zufrieden sein, und sagte: ‚Eine Karawane kam diese Nacht an. Die Reisenden sind alle Ungläubige, doch sie haben sich unter unseren Schutz begeben. Sie haben viele und kostbare Waren. Ich fürchte, dass Fremde und Vorbeiziehende sie überfallen könnten. Lass uns sichergehen, dass ihnen nichts zustößt.‘ Also hielten sie bis zum Morgen Wache und begaben sich dann zum Morgengebet. Ein junger Mann aus der Karawane, der nicht geschlafen hatte, folgte ihnen. Er befragte Leute und erfuhr, dass der Mann, der bei ihnen Wache gehalten hatte, der Khalîf Umar ibn al-Khattâb war, möge Allah mit ihm zufrieden sein. Er kehrte zu seinen Weggefährten zurück und berichtete davon. Angesichts dieser Barmherzigkeit und dieses Mitgefühls seitens des großen Khalîf, der die Armeen der Römer und Perser zerschlagen hatte und der für seine Gerechtigkeit berühmt war, verstanden sie, dass der Islam die wahre Religion war, und wurden aus ganzem Herzen Muslime.“

Wieder im selben Buch heißt es: „Als Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, Khalîf war, wollte der Befehlshaber der Ostfront, Sa‘ad ibn Abî Waqqâs, möge Allah mit ihm zufrieden sein, einen Palast in der Stadt Kûfa errichten. Dafür war es notwendig, das Haus eines Feueranbeters zu kaufen, das am fraglichen Grundstück lag. Der Feueranbeter aber wollte das Haus nicht verkaufen. Er beriet sich über die Sache mit seiner Frau. Sie sagte: ‚Diese Leute haben einen Befehlshaber aller Gläubigen in Medina. Bringe deine Beschwerde vor ihn.‘ Also begab er sich nach Medina und suchte nach dem Palast des Khalîf. ‚Er hat keinen Palast oder eine Villa‘, sagte man ihm dort, und ,er selbst ist zurzeit außerhalb der Stadt.‘ Also machte der Mann sich auf die Suche nach ihm. Doch nirgendwo sah er Soldaten oder Wachen. Schließlich sah er einen Mann, der sich zum Schlafen auf die Erde gelegt hatte. Er fragte den Mann, ob er Khalîf Umar gesehen habe. Dabei war dieser Mann der Khalîf, möge Allah mit ihm zufrieden sein selbst. Er fragte: ‚Warum suchst du ihn?‘ Der Mann antwortete: ‚Einer seiner Befehlshaber will mir mein Haus unter Zwang abkaufen. Also bin ich gekommen, um mich bei ihm zu beschweren.‘ Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, begab sich mit dem Feueranbeter in sein Haus. Er bat um etwas Papier, doch es war kein Papier im Haus zu finden. Er sah ein Stück Knochen von einem Schulterblatt und bat, dass es ihm gebracht werde. Auf den Knochen schrieb er dann: ‚Im Namen Allahs des Erbarmers, des Allbarmherzigen. O, Sa‘ad, kränke nicht diesen Feueranbeter! Andernfalls will ich dich umgehend hier vor mir sehen!‘ Der Feueranbeter nahm den Knochen und begab sich wieder heim. Er dachte aber: ‚Ich habe mich umsonst bemüht, wenn ich diesen Knochen dem Befehlshaber zeige, wird er wahrscheinlich denken, dass ich mich über ihn lustig mache und wird mir zürnen.‘ Doch auf Bestehen seiner Frau begab er sich schließlich doch zu Sa‘ad. Sa‘ad saß bei seinen Soldaten und unterhielt sich vergnügt mit ihnen. Dann sah Sa‘ad den Feueranbeter mit dem Stück Knochen in seiner Hand. Er erkannte die Handschrift Umars, möge Allah mit ihm zufrieden sein, und sogleich wurde er kreidebleich. Alle Anwesenden waren über diese plötzliche Wandlung erstaunt. Sa‘ad begab sich zum Feueranbeter und sprach: ‚Ich werde tun, was auch immer du willst. Doch lasse mich nicht vor Umar treten! Denn seine Strafe kann ich nicht ertragen.‘ Als der Feueranbeter dieses Flehen sah, verlor er vor Erstaunen beinahe den Verstand. Als er wieder klar denken konnte, wurde er auf der Stelle Muslim. Als man ihn fragte, warum er aus ganzem Herzen Muslim wurde, sagte er: ‚Ich habe ihren Anführer gesehen. Er schlief, bekleidet mit einem geflickten Gewand auf der Erde. Ich sah, wie große Feldherren vor ihm in Furcht erzitterten. Ich verstand, dass sie der wahren Religion folgen. Dass ein Feueranbeter, wie ich es war, solche Gerechtigkeit erfährt, kann nur durch die Hand von Menschen geschehen, die der wahren Religion folgen.‘“

Der Vorsitzende des Rats der Gelehrten von Indien und der Autor des Buches „Al-Intikad“, der Professor für Geschichte, Schiblî Nûmânî, starb im Jahre 1332 n. H. [1914 n. Chr.]. Sein auf Urdu verfasstes Buch „Al-Farûq“, „Der Unterscheidende“ (der Titel des Khalîf Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein), wurde von der Mutter des Oberbefehlshabers Asadullah Khan und der Schwester des Sultans von Afghanistan, Nâdir Schâh, ins Persische übersetzt und im Jahre 1352 n. H. [1933 n. Chr.] in Lahore gedruckt. Auf Seite 180 dieses Buches heißt es: „Der Oberbefehlshaber der muslimischen Soldaten, die die Armeen des römischen Kaisers Heraklius jämmerlich besiegten, Abû Ubayda al-Dscharrâh, ließ in jeder Stadt, die er einnahm, laut die Befehle des Khalîfen Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, an die Römer ausrufen. So z. B. Als die Stadt Hums eingenommen wurde, ließ er ausrufen: ‚O, ihr Römer! Mit dem Beistand Allahs, des Erhabenen, und unter dem Befehl unseres Khalîfen Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, haben wir diese Stadt eingenommen.

Ihr seid alle frei, euren Handel, euren Lebenserwerb und euren Gottesdienst auszuüben. Niemand wird euren Besitz, euer Leben oder eure Ehre antasten. Die Gerechtigkeit des Islam wird auf euch ebenso angewandt und eure Rechte werden geschützt werden. Gegen Feinde von außen werden wir euch schützen wie uns selbst. Als Gegenleistung für diesen Dienst verlangen wir von euch, so wie wir von den Muslimen die Almosensteuer für Vieh und den Zehnten einfordern, dass ihr einmal im Jahr die Dschizya (die Kopfsteuer) entrichtet. Es ist der Befehl Allahs, des Erhabenen, dass wir euch so dienen und dass wir von euch die Dschizya einfordern.‘ [Die Menge der Dschizya beträgt für die Armen 40 Gramm Silber, für Mittelständische 80 Gramm Silber und für Reiche 160 Gramm Silber bzw. deren Gegenwert in Waren oder als Ernte. Frauen, Kinder, Kranke, Mittellose, Alte und Geistliche müssen keine Dschizya abgeben.] Die Römer von Homs entrichteten die Dschizya willig und übergaben sie dem Verwalter des Baytu‘l-Mâl (der Reichskasse), Habîb ibn Muslim.

Als man die Nachricht erhielt, dass der römische Kaiser Heraklius aus allen Teilen seines Landes Soldaten zusammenbrachte, um Antiochia anzugreifen, wurde beschlossen, dass sich die muslimischen Soldaten in Homs den Streitkräften in Jarmuk anschließen. Abû Ubayda ließ in der Stadt verkünden: ‚O, ihr Christen! Ich hatte euch versprochen, euch zu dienen und euch zu schützen. Im Gegenzug dafür hatte ich von euch die Dschizya eingezogen. Doch nun muss ich auf Befehl des Khalîfen meinen Brüdern zu Hilfe eilen, die Heraklius in der Schlacht begegnen werden. Ich werde daher nicht in der Lage sein, mein Versprechen euch gegenüber zu erfüllen. Kommt also alle zum Baytu‘l-Mâl und nehmt eure Dschizya wieder zurück! Eure Namen und das, was man von euch genommen hat, ist schriftlich aufgezeichnet.‘ So wurde in den meisten syrischen Städten verfahren. Als die Christen diese Milde und diese Gerechtigkeit der Muslime sahen, feierten sie, dass sie nunmehr von der jahrelangen Ungerechtigkeit und Tortur durch die römischen Kaiser frei waren. Sie weinten vor Freude, und viele von ihnen wurden aus ganzem Herzen Muslime und meldeten sich als freiwillige Späher für die muslimischen Armeen. So erfuhr Abû Ubayda täglich jede Bewegung der römischen Armeen. Diese römischen Späher trugen maßgeblich zum Sieg bei Jarmuk bei. Die Erweiterung der muslimischen Reiche fand niemals durch Überfälle und das Töten der Bevölkerung statt. Die große Kraft, die diese Reiche aufrecht- und am Leben hielt war hauptsächlich die Kraft des Glaubens und die Wirkung der im Islam so starken Gerechtigkeit, Gutartigkeit, Aufrichtigkeit und Opferbereitschaft.“

Den Aberglauben und die Moden des Westens zu imitieren bedeutet, nicht zivilisiert zu sein. Dies führt zu verheerenden Zerstörungen innerhalb des muslimischen Gemeinwesens. Solche Zerstörungen werden wiederum nur von Feinden des Islam durchgeführt. Der Islam erlaubt es den Muslimen nicht, faul zu sein und erbärmlich dahinzusiechen. Die Muslime sind angehalten, in jedem Zweig der Naturwissenschaften fleißig zu sein und sich weiterzuentwickeln, auch die Entdeckungen von Forschern aus anderen Religionen von diesen zu lernen und sie sich zu eigen zu machen. Sie sind angehalten, in der Landwirtschaft, im Handel, in der Medizin, der Chemie und der Kriegskunst Vorreiter zu sein. Muslime untersuchen die naturwissenschaftlichen Errungenschaften anderer Nationen, erlernen diese und wenden sie bei sich an. Doch sie übernehmen nicht ihre entstellten Religionen oder ihre schlechten Charaktereigenschaften und imitieren nicht ihre schlechten Bräuche.

Der langjährige russische Botschafter im Osmanischen Reich, Ignatiev, kommentiert in seinen Memoiren einen Brief, den Patriarch Gregorius, der Hauptplaner des griechischen Aufstandes, im Jahre 1237 n. H. [1821 n. Chr.] zur Zeit Sultan Mahmuds II., möge Allah mit ihm barmherzig sein, an den russischen Zaren Alexander schrieb. Der Brief ist in der Tat lehrreich:

„Es ist unmöglich, die Türken materiell zu besiegen und zu Fall zu bringen, denn die Türken sind, weil sie Muslime sind, sehr geduldig und widerstandsfähig. Sie sind sehr stolz und besitzen die Würde des Glaubens. Diese Eigenschaften entstammen ihrer Verbundenheit mit ihrer Religion, ihrer Ergebenheit gegenüber dem Schicksal, der Stärke ihrer Traditionen und ihrem Gehorsam gegenüber ihrem Sultan [ihren Staatsmännern, ihren Befehlshabern und ihren Älteren].

Die Türken sind intelligent, und sofern sie auch Führer haben, die sie auf rechten Wegen führen, sind sie auch recht fleißig. Sie sind auch sehr genügsam. Alle ihre Vortrefflichkeiten, sogar ihre Tapferkeit und ihr Mut, entstammen ihrer Traditionsverbundenheit und ihrem guten Charakter.

Daher ist es zunächst notwendig, die Gehorsamkeit der Türken zu brechen, ihre spirituellen Bände zu trennen und ihre religiöse Festigkeit zu schwächen. Der schnellste Weg, dies zu erreichen, besteht darin, sie an Gedanken und Verhaltensweisen zu gewöhnen, die ihren Traditionen als Volk und dem Islam fremd sind.

Wenn ihr Muslimsein erschüttert wird, dann wird die Kraft, die die Türken zu Siegen gegenüber viel stärkeren, zahlreicheren und im Äußeren herrschenden Mächten führt, erschüttert werden und es wird möglich sein, sie mit materieller Überlegenheit zu Fall zu bringen. Daher ist es nicht ausreichend, sich allein mit Siegen auf Schlachtfeldern zu begnügen, um das Osmanische Reich zu beseitigen. Wenn man allein so verfährt, kann dies sogar dazu führen, dass die Türken wieder zu sich finden, da sie auf diese Weise in ihrer Selbstachtung und Würde verletzt werden.

Was getan werden muss, ist die religiöse Zerstörung zu bewerkstelligen, ohne dass die Türken sich dessen bewusst werden.“

Dieser Brief ist so wichtig, dass er es verdiente, in Schulbücher aufgenommen zu werden. Auch wenn es viele wichtige Punkte in diesem Brief gibt, die beachtenswert sind, ist der, die Türken an fremde Gedanken und Bräuche zu gewöhnen, der wichtigste. Dieses Ziel wurde versucht zu erreichen, indem man zur Nachahmung westlicher Moden und Unanständigkeiten motivierte. Zu diesem Zweck etablierte Mustafa Reschid Pascha, nachdem er Freimaurer wurde, gemäß den Anweisungen, die er vom Kolonialministerium in London erhielt, in einigen osmanischen Provinzen französisch- und englischsprachige Schulen, in denen Lehrer, die auch Freimaurer waren, unterrichteten. Dinge, die dem größten Feind des Islam, der niederen Nafs, dem selbstsüchtigen Ego gefällig waren, wurden als „fortschrittlich“ gepriesen. Diese schlechten Sachen, die im Islam verboten sind, wurden als Pfiffigkeit und Genialität gepriesen. Die „Fortschrittlichen“, die in diesen Schulen ausgebildet wurden, wurden auf hohe Posten befördert. Auch wenn jemand wie Sultan Abdulhamid Khân II. Die hinterlistige Politik dieser Freimaurer erkannte und sie von ihren Ämtern entfernte, war er schließlich vor den Angriffen der internen Feinde in Zeitungen und in Radios, sogenannten „Fortschrittlichen“, die von tausenden von vom britischen Kolonialministerium entsandten Agenten mit viel Geld und vielen Lügen betrogen wurden, doch hilflos. (Möge Allah, der Erhabene, barmherzig mit ihm sein und ihm vergeben. Âmîn.)

Selbstverständlich muss man die wissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen, technischen und anderen Fortschritte des Westens übernehmen. Dies wird im Islam ja auch befohlen.

Der britische Wissenschaftler Lord Davenport, der alle Religionen untersucht hat, sagt in seinem zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London gedruckten Buch „Muhammed und der Qur‘ân“:

„Es sind von besonderer Wichtigkeit die Ethik und der gute Charakter im Islam, die dafür gesorgt haben, dass sich der Islam innerhalb kürzester Zeit verbreiten konnte. Die Muslime haben Geistliche anderer Religionen, die sich in Schlachten vor ihrem Schwert gebeugt haben, stets verziehen. M. Jurieu sagte: ‚Das Verhalten der Muslime gegenüber den Christen und die Grausamkeit, die das Papsttum und die Könige den wahren Gläubigen zufügten, sind nicht miteinander zu vergleichen. In den Massakern der Bartholomäusnacht [Im Jahre 980 n. H. (24 August 1572 n. Chr.) wurden auf Befehl Karls IX. Und der Königin Katharina in und um Paris 60.000 Protestanten getötet. (Bartholomäus ist einer der zwölf Apostel und wurde im Jahre 71 n. Chr. In Erzurum getötet, während er das Christentum verbreitete.)] wurde mehr Blut vergossen als während sämtlicher Verfolgungen von Christen durch die Sarazenen. Daher muss man die Menschen von dem Vorurteil befreien, dass der Islam eine grausame Sekte sei, die Menschen vor die Wahl stellt, entweder getötet zu werden oder dem Christentum abzuschwören. Solche Behauptungen sind keineswegs wahr. In Anbetracht der an Bestialität und Kannibalismus grenzenden Folter und Misshandlungen des Papsttums, war das Verhalten der Muslime Nicht-Muslimen gegenüber so sanft wie das von einem Säugling.‘

Chatfield sagte: ‚Hätten die Muslime, Türken und andere muslimische Stämme den Christen gegenüber dasselbe Verhalten gezeigt wie die europäischen Nationen gegenüber den Muslimen, dann ist es wahrscheinlich, dass das Christentum im Osten ausgelöscht wäre.‘

Inmitten des Sumpfes von Aberglauben und des Zweifels anderer Religionen ragt der Islam in vollkommener Reinheit hervor und stellt das Symbol des vollkommenen Geistes dar.

Milton sagte: ‚Nachdem Konstantin die Kirche bereicherte, begannen die Päpste Auszeichnungen und bürgerliche Macht zu lieben und somit ging das Christentum zugrunde.‘

Der Islam rettete die Menschheit vor dem Übel, vor Götzen Menschen zu opfern. Stattdessen befahl er den Menschen, die Anbetungen und das Almosengeben und den Menschen Gutes zu tun. Er legte die Grundlagen für soziale Gerechtigkeit. Somit verbreitete er sich ohne die Notwendigkeit der Waffengewalt über die Welt. [Das ist auch das, was mit Dschihâd im Islam gemeint ist.]

Man könnte sagen, dass es kein Volk gab, das so sehr der Wissenschaft verbunden war und diese respektierte, wie die Muslime. Viele ehrwürdige Hadîthe Muhammeds, Friede sei mit ihm, bilden innige Aufrufe zum Wissen und sind voller Respekt für das Wissen. Im Islam wird Wissen höher angesehen als Besitz. Muhammed, Friede sei mit ihm, hat stets das Aneignen und das Verbreiten von Wissen befohlen und seine Gefährten haben sich auf diesem Weg bemüht.

Die Beschützer der heutigen Wissenschaften und Zivilisation und von antiken und modernen Werken und Literatur waren die Muslime zur Zeit der Umayyadan, Abbasiden, Ghaznawiten und Osmanen.“ Hier endet das Zitat von Davenport.

Missionare haben dieses auf Englisch verfasste Buch von Davenport, aus dem wir zitiert haben, aus dem Umlauf gezogen und sie versuchten es ganz aus der Welt zu schaffen. Im zweiten Band des „Izhâru‘l-Haqq“, „Die Bekanntmachung der Wahrheit“, des indischen Gelehrten Rahmetullâh Efendi [2] , möge Allah mit ihm barmherzig sein, wird ausführlich erklärt was der Dschihâd ist.

– „Im Islam gilt der edle Qur‘ân als Gesetz. Im edlen Qur‘ân gibt es einige für heute als grausam geltende Urteile wie z. B., dass dem Dieb die Hand abgeschnitten wird.“

Diese Behauptung ist auch falsch. Es gibt im edlen Qur‘ân den Befehl, dass dem Dieb die Hand abgeschnitten wird. Aber der Dieb, der hier gemeint ist, ist die Person, die brutal Wohnstätten überfällt und den Besitz der Menschen plündert. Wenn solche Personen gefasst werden, dann soll ihnen laut dem edlen Qur‘ân die Hand abgeschnitten werden. Doch damit dieser Befehl ausgeführt werden kann, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, wird dem Dieb nicht die Hand abgeschnitten. Der Khalîf Alî, möge Allah mit ihm zufrieden sein, hatte z. B. Befohlen, dass zu Zeiten von Knappheit und Hungersnot dem Dieb die Hand nicht abgeschnitten werden soll. Wenn diese Strafe heutzutage in einigen Ländern, die sich „islamische Staaten“ nennen, falsch praktiziert wird, dann liegt der Fehler nicht beim Islam, sondern bei jenen, die dies falsch anwenden. In echten islamischen Reichen, die die Grundlagen des Islam richtig praktizieren, wird diese Strafe praktisch nicht angewandt, denn in islamischen Reichen ereignen sich Begebenheiten, die diese Strafe erfordern, nie. Der Grund dafür Liegt darin, dass im edlen Qur‘ân schwere Strafen für Personen verkündet werden, die solche Taten begehen. In einem islamischen Staat können solche Kapitalverbrechen sogar von Richtern nicht verziehen werden. Wer als Kapitalverbrechen festgelegte Verbrechen begeht, wird in der Öffentlichkeit vor allen Menschen bestraft. Aus Furcht, diese schweren Strafen zu erleiden, begehen Menschen diese Taten nicht.

Werfen wir auch einen Blick in die „Heilige Schrift“ der Christen:

Im Matthäusevangelium, Kapitel 18, Vers 8 heißt es: „Jesus sagte: ‚So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, dass du zum Leben lahm oder als Krüppel eingehst, denn dass du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das ewige höllische Feuer geworfen.‘“

Im Buch Exodus der Thora, Kapitel 31, Vers 14 heißt es: „Wer am für den Herrn heiligen Samstag eine Arbeit verrichtet, soll getötet werden.“

Das heißt also, dass das Abschneiden von Hand und Fuß bei großen Sünden gemäß der Thora und dem Evangelium angemessen ist.

Eine Medizin, die der Arzt verschreibt, mag für den Patienten bitter sein. Er kann sie als nutzlos oder gar schädlich betrachten. Doch wenn er dem Arzt vertraut und die Medizin anwendet, wird er geheilt. Allah, der Erhabene, der der wirkliche Heiler für alle geistigen und körperlichen Krankheiten ist, hat als die wirksamste Medizin für das Stehlen das Abschneiden der Hand verordnet. Wenn die Muslime sich dieser Strafe bewusst sind und wenn man hin und wieder vernimmt, dass Dieben die Hand abgeschnitten wurde, dann wird sich niemand aus Furcht das Stehlen angewöhnen. Sodann wird die Krankheit des Stehlens verschwinden. Die Menschen werden von der Sorge, dass ihr Besitz gestohlen wird, und vor anderen damit zusammenhängenden Schäden bewahrt.

Schlussendlich wird somit praktisch niemandem die Hand abgeschnitten.

–„Der Islam nimmt den Menschen ihre Willenskraft, bindet alles an das Schicksal und die Fügung, so dass Menschen handlungsunfähig, faul und träge werden.“

Auch das ist eine völlig haltlose Behauptung. Im Islam sind die Menschen angehalten, stets fleißig zu sein, ihren Verstand richtig zu gebrauchen, alle Neuerungen zu erlernen, alle legitimen Mittel zu verwenden um erfolgreich zu sein, nicht zu ermüden und nicht überdrüssig zu werden. Allah, der Erhabene, befiehlt den Menschen, dass sie in ihren Anliegen gemäß ihren Fähigkeiten entscheiden und diese Anliegen entsprechend bewerkstelligen.

Die Bedeutung des Wortes Fügung ist eine völlig andere als in dieser Behauptung verstanden wird. Wenn ein Muslim in einer bestimmten Angelegenheit seinen Verstand eingesetzt hat, alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt und sich bis zum äußersten verausgabt hat und dann nicht erfolgreich ist, dann soll er nicht verzweifeln und akzeptieren, dass dieses Resultat etwas ist, das Allah, der Erhabene, für ihn wünscht, und sich dieser Fügung ergeben. Sich ohne Anstrengung, ohne Fleiß, ohne Lernen und Wissen auf die faule Haut zu legen und dann zu erwarten, dass sich die Dinge schon fügen werden, ist eine dem Islam widersprechende Einstellung. Solches Verhalten ist eine große Sünde. Im 39. Vers der Sûre „an-Nadschm“, „Der Stern“, sagt Allah, der Erhabene, sinngemäß: „Dem Menschen wird [im Jenseits] nur das nutzen, was er sich in der Welt [mit aufrichtiger Absicht] erarbeitet hat.“ Im Folgenden, wenn die Rede von Wissen und Naturwissenschaften im Islam ist, wird ersichtlich werden, wie viel Bedeutung die Muslime dem Lernen und dem Fleiß verleihen.

Manchmal erlangen die Menschen das, was sie wünschen, nicht – trotz Einsatz aller Mittel und trotz großer Anstrengung. Sodann akzeptieren sie, dass in dieser Sache eine Kraft wirkt, die nicht ihrer Kontrolle unterliegt, und dass diese Kraft das Leben und den Erfolg der Menschen beeinflusst und sie lenkt. Das ist, was Kismet, „Fügung“, ist. Die Kismet, „Fügung“, ist gleichzeitig ein Quell großen Trostes. Ein Muslim, der sagen kann: „Ich habe meinen Teil getan, doch es war nicht gefügt“, wird, selbst wenn er in einer Sache erfolglos ist, nicht verzweifeln und nicht hoffnungslos sein, sondern wird weiterhin mit innerem Frieden weiterarbeiten. Im 5. Vers der Sûre „al-Inschirâh“, „Die Erweiterung“, heißt es sinngemäß: „Mit der Schwierigkeit kommt eine Erleichterung, ja bestimmt kommt mit der Schwierigkeit eine Erleichterung. Wenn du also eine Tat zu Ende bringst, dann wende dich der nächsten zu, und erbitte deine Bedürfnisse allein von deinem Herrn.“ Der Sinn, der hier vermittelt wird, ist, wegen Erfolglosigkeit nicht die Hoffnung zu verlieren und sich weiterhin zu bemühen. Der Anhänger einer Religion, die nur das Materielle betont, oder jemand, der keiner Religion folgt, verliert in der gleichen Lage seine Hoffnung, seinen Mut und seinen Ehrgeiz und kann nicht wieder produktiv sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann alle Welt an die Kismet, „Fügung“, zu glauben. In vielen europäischen und amerikanischen Publikationen finden sich Aussagen wie: „Wie wahr ist doch das, was die Muslime Fügung nennen. Wie sehr wir uns auch bemühen, es ist nicht möglich, den Lauf der Dinge zu ändern.“ Jemand, der ein Unglück erleidet, der seine Lieben, seinen Besitz oder seinen Reichtum verliert, kann nur durch seinen Glauben an das Geschick und an die Fügung und durch den Verlass auf Allah, den Erhabenen, den „Tawakkul“, Trost, finden und zu einem normalen Leben zurückkehren. Tawakkul, der Verlass auf Allah, ist der größte Quell für Trost. Doch es sei nochmals betont, dass man vor dem Tawakkul die Vorgaben des Islam beachtet, den Verstand einsetzt und alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzt, um eine Lösung für ein Problem zu finden.

– „Der Islam verbietet den Zins und hemmt damit das heutige bestehende ökonomische System.”

Auch das ist eine falsche Behauptung. Im Islam wird nicht der Gewinn verboten noch der Verleih von Geld, sondern der Wucher und die Ausbeutung der Schuldennehmer. Ein Gewinn, der mit wirtschaftlichen Absichten und auf legitimen Wegen erzielt wird, ist nicht etwas, das im Islam untersagt ist, sondern im Gegenteil etwas, das geschätzt und wozu ermutigt wird. Unser Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, sagte: „Allah, der Erhabene, liebt den Händler, der Händler ist der Liebling Allahs, des Erhabenen“, und hat selbst Handel betrieben. Dass jemand, der nicht selbstständig Handel treiben kann, sein Geld einem Freund oder einem Unternehmen anvertraut und am Gewinn beteiligt wird, nimmt einen wichtigen Platz im islamischen Handelsgesetz ein. Anteile, die jemand von einer islamischen Bank, die zinsfrei arbeitet, erhält, sind völlig legitim. Über zinsfreie Banken und deren Nutzen wird ausführlich in unserem Buch „Se‘âdet-i Ebediyye“, „Das ewige Glück“, informiert. In der Sûre „al-Mâida“, „Der Tisch“, wird berichtet, dass der Wucher, der im Islam verboten ist, auch in der Thora verboten wurde. So steht ebenso im 5. Buch Mose der Thora, Kapitel 23, Verse 19 und 20: „Gib deinem Bruder nichts mit Zins! Doch dem Fremden kannst du mit Zins geben.“

– „Der Islam ist dem Wissen und den Naturwissenschaften Feind”, ist eine weitere Behauptung.

Wie kann man nur versuchen, sich mit der Wissenschaft dem Islam gegenüber zu positionieren, wo doch der Islam selbst mit Wissen gleichbedeutend ist? An vielen Stellen im edlen Qur‘ân wird die Aneignung von Wissen befohlen und werden Gelehrte gelobt. So sagt Allah, der Erhabene, z. B. Im 9. Vers der Sûre „az- Zumar“, „Die Gruppen“, sinngemäß: „Sind denn die, die wissen, und die, die nicht wissen, gleich? Gewiss sind die Wissenden wertvoller.“

Die Aussagen unseres Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, in denen er das Wissen lobt und zum Lernen ermutigt, sind so berühmt, dass sogar Nichtmuslime diese kennen. So ist z. B. In den Büchern „Ihyâu Ulûmiddîn“, „Die Wiederbelebung der Religionswissenschaften“, und „Mawdûâtu‘l- Ulûm“, „Wissenschaftliche Themen“, wo die Rede von der Vortrefflichkeit des Wissens ist, die ehrwürdige Hadîth, „Lernt das Wissen, selbst wenn es in China ist“, erwähnt. Das bedeutet sinngemäß: „Lernt das Wissen, selbst wenn es an entlegenen Orten der Welt und bei den Ungläubigen ist.“ In einer anderen ehrwürdige Hadîth heißt es: „Lernt Wissen von der Wiege bis zur Bahre.“ Diese Anweisung richtet sich auch an den Achtzigjährigen, der „mit einem Bein im Grab steht“. Sein Lernen ist eine Anbetung. Bei einer Begebenheit sagte der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: „Bemüht euch für das Jenseits, als würdet ihr morgen sterben, und arbeitet für die Welt, als würdet ihr niemals sterben.“ Und: „Ein geringes an Anbetung mit Wissen ist besser als viel Anbetung ohne Wissen.“ Und: „Der Teufel fürchtet einen Gelehrten mehr als tausend unwissende Anbeter.“ Eine Frau darf im Islam nicht ein Hadsch ohne Erlaubnis ihres Gatten unternehmen oder auf eine Reise gehen. Doch wenn ihr Mann sie nicht selbst lehrt oder ihr nicht erlaubt zu lernen, darf sie ohne seine Erlaubnis sich aufmachen, um Wissen zu erlangen. Man sieht also, dass es zwar nicht erlaubt ist, eine Anbetung wie die Hadsch, die Allah, dem Erhabenen, wohlgefällig ist, ohne Erlaubnis zu verrichten, doch sich ohne Erlaubnis aufzumachen, um Wissen zu erlernen ist nicht verboten. Unser Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, lässt uns wissen: „Wo es Wissen gibt, da gibt es den Islam. Wo es kein Wissen gibt, da gibt es den Unglauben.“ Auch hier wird das Aneignen von Wissen befohlen. Jeder Muslim muss zuerst das Wissen über die Religion und dann das Wissen über Weltliches erlernen.

Es ist unsinnig zu behaupten, der Islam sei den Naturwissenschaften Feind. Naturwissenschaft bedeutet: „Die Geschöpfe und die Naturereignisse betrachten, sie untersuchen und verstehen, und durch Experimente Ähnliches herstellen“, und diese drei Sachen werden im edlen Qur‘ân angeordnet. Es ist eine Fard al-kifâya „gemeinschaftliche Verpflichtung“, sich mit den Naturwissenschaften, dem Handwerk und der Kunst der Herstellung modernster Kriegsgeräte zu beschäftigen. Unsere Religion befiehlt uns, dass wir uns noch mehr als unsere Feinde bemühen. Einige der begeisternden Aussagen unseres Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, die zur Wissenschaft aufrufen, sind im Buch „Se‘âdet-i Ebediyye“, „Das ewige Glück“, 1. Teil, Seite 24 erwähnt. Der Islam ist eine dynamische Religion, die die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, die Sammlung von Erfahrungen und den Fleiß befiehlt.

Die Europäer haben das meiste in den Naturwissenschaften und die Grundlagen der Wissenschaften aus den Büchern der Muslime übernommen. Als die Europäer noch glaubten, dass die Erde eine Scheibe sei, die von einer Mauer umgeben werde, wussten die Muslime bereits, dass die Erde eine Kugel ist und sich um ihre eigene Achse dreht. Es wurde sogar in der Wüste Sandschar in der Nähe von Musul im Iraq die Länge des Meridians gemessen, und man errechnete die heute bekannte Länge. In den Büchern „Scharhu‘l-Mawâqif“, „Erläuterung des „Standpunkte“, und „Mârifetnâme“, „Das Buch des Wissens“, werden diese Themen ausführlich behandelt. Nûruddîn Batrûdschî, der im Jahre 581 n. H. [1185 n. Chr.] starb, war ein Professor für Astronomie an einer Hochschule in Andalusien. In seinem Buch „Al-Hayât“, „Das Leben“, beschreibt er die Astronomie, so wie wir sie heute kennen. Als Galileo Galilei, Kopernikus oder Newton aus den Büchern der Muslime lernten, dass sich die Erde um eine Achse dreht, und dies so äußerten, wurde es als Verbrechen aufgefasst. Es wurde bereits erwähnt, wie Galileo Galilei von Priestern vor Gericht gestellt und ins Gefängnis geworfen wurde. In den alten muslimischen Schulen gab es besondere wissenschaftliche Fakultäten. Die Schulen Andalusiens bildeten in dieser Hinsicht ein Vorbild für die ganze Welt.

Es war Ibn Sinâ [3] , den die muslimische Welt hervorbrachte, der als Erster entdeckte, dass Krankheiten durch Bakterien verursacht werden. Er sagte vor etwa 900 Jahren: „Es ist eine Art Wurm, der jede Krankheit verursacht, doch leider haben wir nicht die Instrumente, diese zu sehen.“

Einer der großen muslimischen Mediziner, Abû Bakr ar-Râzî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, war der Erste, der herausfand, dass die bis dahin als dieselbe Krankheit angenommenen Krankheiten Scharlach, Masern und Pocken verschiedene Krankheiten waren. Werke dieser islamischen Ärzte wurden im Mittelalter als Lehrbücher in allen Universitäten der Welt gelesen. Als im Westen Geisteskranke als „vom Teufel Besessene“ lebendig verbrannt wurden, wurden im Osten in muslimischen Ländern spezielle Krankenhäuser gegründet, um diese Menschen zu behandeln.

Heute gesteht jeder, der Verstand hat, dass die materiellen Wissenschaften und die Naturwissenschaften von Muslimen begründet wurden. Auch westliche Wissenschaftler bestätigen dies. Einige Feinde des Islam, die in muslimische Länder eindrangen und sich als Muslime ausgaben und sich Gehör verschafften, berichteten von neuen wissenschaftlichen Errungenschaften und deren Möglichkeiten, und von neuen Waffen und sagten: „Das sind alles Erfindungen der Ungläubigen – wer sie benutzt wird selbst ungläubig“, und täuschten somit die Unwissenden. Sie ließen die Menschen die Anweisung Allahs, des Erhabenen, „Lernt in allen Bereichen“, vergessen. Diese Infiltration war einer der Gründe, warum die Muslime im Wissen und in den Wissenschaften zurückblieben. Der Westen erlangte durch neue Gerätschaften und neue Waffen Überlegenheit. Einerseits versuchten die Feinde des Islam die Muslime, wie gerade erwähnt, zu täuschen, andererseits behaupteten sie, dass Muslime die Naturwissenschaften verabscheuten, materielles Wissen nicht wünschten und dass der Islam Rückwärtsgewandheit und Fanatismus bedeute, und versuchten so die Jugend vom Islam abzubringen und den Islam von innen zu zerstören.

Jene, die die Verbreitung der Buchpresse in Ländern des Osmanischen Reiches 200 Jahre später als im Westen damit zu erklären versuchen, dass sie behaupten, dass es im Islam verboten sei, Bücher mit der Presse zu drucken, irren sich darin völlig. Der Grund für die späte Verbreitung der Druckerpresse im Osmanischen Reich waren Schreiber und Kopisten, die fürchteten, arbeitslos zu werden, wenn Bücher durch Druck vervielfältigt würden. Sie machten vielerlei Propaganda, um zu verhindern, dass sich der Buchdruck im Osmanischen Reich verbreitete, wie z. B. durch einen Protestmarsch zum Sultanspalast, wobei sie ihre Schreibfedern in einem Sarg trugen. Sie benutzten auch manche Fanatiker, von denen nachfolgend die Rede sein wird, und ließen diese Parolen sprechen wie: „Die Druckerei ist nicht mit dem Islam im Einklang.“ Doch der osmanische Sultan Ahmed Khân III [4] , der sah, dass diese Leute den Islam für ihre persönlichen Zwecke missbrauchen wollten, wollte mit seinem Großwesir Damâd Ibrâhîm Pascha diese Sache ein für alle Mal erledigen und bat die höchste Autorität im Islam, den Schaykhu‘l-Islam, um eine Fatwâ bezüglich der Druckerei. Die Fatwâ, die darauf vom Schaykhu‘l- Islam der Zeit, Abdullah Efendi, gegeben wurde, ist im „Bahdschatu‘l-Fatawâ“, „Die Schönheit der Fatawâ“, auf Seite 262 folgendermaßen aufgezeichnet:

„Hiermit wird die Fatwâ erlassen, dass die Einrichtung von Druckereien erlaubt und gut ist, da sie es ermöglicht, dass Bücher in kurzer Zeit vervielfältigt werden können, dadurch nützliche Bücher günstig erworben und überall verbreitet werden können.“ Diese Fatwâ reicht aus, um zu zeigen, wie unsinnig die Behauptung ist, dass die Druckerei dem Islam zuwider sei. Der Ausdruck „Fanatiker“, der zuvor benutzt wurde, ist als jemand zu verstehen, der grob und unwissend ist und seine korrupten und vom Islam abweichenden Gedanken und politischen Auffassungen als religiöses Wissen präsentiert. Solche Leute verdrehen wahres religiöses Wissen, um ihre verdrehten Gedanken und falschen Überzeugungen aufzuzwingen. Manche von ihnen werden dabei durch ihre Titel oder durch Gesetze, hinter denen sie Schutz nehmen, ermutigt, und die meisten von ihnen durch ihren Missbrauch des Glaubens der Muslime. Sie sind jene, die große Menschenmengen hinter sich sammeln und Aufspaltung und Kämpfe unter Brüdern verursachen. Die schädlichsten und gefährlichsten Fanatiker sind jene religiösen Fanatiker, in den Wissenschaften oder in der Politik, die für Besitz, Geld und Ämter Propaganda für fremde Ideologien, Reformer im Islam und Weglose (Leute, die keiner Rechtsschule folgen) machen und dadurch den Glauben und den Charakter der Menschen verderben.

[1] Ishak Efendi starb 1309 n. H. [1891 n. Chr.].

[2] Rahmetullâh Efendi starb 1306 n. H. [1889 n. Chr.] in Mekka.

[3] Ibn Sinâ Husayn starb 428 n. H. [1037 n. Chr.] in Hamadan.

[4] Ahmed Khân starb 1149 n. H. [1736 n. Chr.].