In seinem Buch „Er-Riyâd-üt-Tesavvufiyye“, „Die Gärten des Tasawwuf“, schreibt Sayyid Abdulhakîm Efendi, möge Allah mit ihm barmherzig sein, als Definition des Tasawwuf: „Tasawwuf ist die Übersteigung von menschlichen Eigenschaften, das Anlegen von Eigenschaften der Engel und die Aneignung von Charaktereigenschaften, die den göttlichen Eigenschaften entstammen.“ Er berichtet, dass Abû Muhammed al-Dscharîrî [1] , sagte: „Tasawwuf ist die Aneignung aller guten Eigenschaften und die Bereinigung von allen schlechten Eigenschaften.“

Muhammed Mâsûm, möge Allah mit ihm barmherzig sein, der Sohn des großen muslimischen Gelehrten und als „Erneuerer des Zweiten Jahrtausends“ berühmten Imam Rabbanî genannten Ahmed Farûqî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, schrieb den in seinem „Maktûbât“, „Die Briefe“, genanntem dreibändigen Buch aufgezeichneten 147. Brief erster Band an einen der indischen Gouverneure, Mîr Muhammed Hafî. In diesem Brief schreibt er:

„Möge Allah, der Erhabene, uns und euch nicht vom Weg des höchsten der Propheten, des Geliebten seines Herrn, Muhammed, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, abweichen lassen! Mein barmherziger Bruder! Das Leben des Menschen ist gar kurz. Das, was dem Menschen im Jenseits begegnen wird, steht im Zusammenhang mit der Weise, wie er in der diesseitigen Welt lebt. Ein voraussichtiger, verständiger Mensch wird in dieser kurzen Zeit in der Welt stets solche Sachen tun, die dafür sorgen, dass er im Jenseits ein gutes und zufriedenes Leben haben wird. Er bereitet das vor, was der Reisende im Jenseits braucht. Allah, der Erhabene, hat euch zum Haupt vieler Menschen und zu einem Mittel gemacht, um deren Bedürfnisse zu stillen. Seid sehr dankbar für diese verdienstvolle Aufgabe. Bemüht euch, den Dienern Allahs, des Erhabenen, zu dienen. Bedenkt, dass ihr durch den Dienst an den Dienern unseres Herrn viele Segen der diesseitigen Welt und im Jenseits erlangen werdet. Wisst, dass die Milde mit den Menschen, gute Werke an ihnen, das Erledigen ihrer Anliegen mit freundlicher Miene und freundlichen Worten ein Weg ist, der zur Liebe Allahs, des Erhabenen, führt. Zweifelt nicht daran, dass dies ein Grund zur Errettung vor dem Leid im Jenseits und zur Erlangung der Segen des Paradieses ist. Unser Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, hat dies auf folgende schöne Weise ausgedrückt:

‚Allah, der Erhabene, erschafft die Bedürfnisse Seiner Diener und teilt sie ihnen zu. Die Diener, die Er am meisten liebt, sind jene, die Mittel dazu sind, dass Seine Segen Seine Diener erreichen.‘

Ich erwähne nachfolgend einige ehrwürdige Hadîthe, in denen davon gesprochen und gelobt wird, wie wertvoll es ist, die Bedürfnisse der Muslime zu stillen und guten Charakter zu haben, und in denen dazu ermutigt wird, milde, besonnen und geduldig zu sein. Bemüht euch, diese gut zu verstehen. Wenn sich darin Stellen finden, die ihr nicht versteht, dann fragt Leute, die ihren Glauben kennen und ihrem Wissen entsprechend leben. [Die Überlieferungen der Worte unseres Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, werden ‚ehrwürdige Hadîthe‘ genannt.] Lest die nachfolgenden ehrwürdigen Hadîthe mit Aufmerksamkeit. Versucht in all euren Worten und all eurem Handeln diese zu befolgen.

1 – ‚Der Muslim ist der Bruder des Muslim. Sie verletzen einander nicht und kränken einander nicht. Wenn jemand seinem Bruder in der Religion Hilfe leistet, wird Allah, der Erhabene, ihm seine eigenen Anliegen erleichtern. Wenn jemand eine Sorge eines Muslims behebt und ihm eine Freude macht, wird ihn Allah, der Erhabene, zu den bedrückendsten Zeiten am Tag des Gerichts vor Bedrückung bewahren. Wenn jemand die Fehler und Mängel eines Muslim bedeckt, wird Allah, der Erhabene, am Tag des Gerichts seine Fehler und Mängel bedecken.‘ [Überliefert von Bukhârî und Muslim.]

2 – ‚Allah, der Erhabene, eilt dem Muslim zu Hilfe solange er seinem Bruder in der Religion zu Hilfe eilt.‘ [Überliefert von Muslim.]

3 – ‚Manche Seiner Geschöpfe erschuf Allah, der Erhabene, damit Seine Diener durch sie ihre Bedürfnisse stillen, damit sie Seinen Diener behilflich sind. Wer ein Bedürfnis hat, der konsultiert sie. Für diese Leute gibt es keine Furcht vor Leid im Jenseits.‘ [Überliefert von Tabaranî.]

4 – ‚Allah, der Erhabene, hat manchen Seiner Diener viele Gaben in der diesseitigen Welt beschert. Diese hat Er erschaffen, damit sie anderen Dienern von Nutzen sind. Wenn sie die Gaben Allahs an Seine Diener verteilen, mindert das nichts an ihren Gaben. Wenn sie diese Gaben anderen nicht zukommen lassen, dann nimmt Allah, der Erhabene, von ihnen diese Gaben und gibt sie anderen unter Seinen Dienern.‘ [Überliefert von Tabarânî und Ibn Abi‘d-Dunyâ [2] ]

5 – ‚Dass ein Muslim ein Bedürfnis seines Bruders im Glauben stillt, ist für ihn verdienstvoller, als zehn Jahre im Itikâf zu verbringen. Und ein Tag im Itikâf für das Wohlwollen Allahs, des Erhabenen, entfernt den Menschen vom Feuer der Hölle erheblich.‘ [Überliefert von Tabarânî und Hâkim.] [Itikâf ist der Rückzug in eine Moschee in den letzten zehn Tagen des segensreichen Fastenmonats Ramadân, wobei man Tag und Nacht in Zurückgezogenheit in der Moschee Bittgebete verrichtet.]

6 – ‚Wenn jemand ein Anliegen seines Bruders im Glauben erledigt, dann machen tausende von Engeln Bittgebete für ihn. Auf seinem Weg, dieses Anliegen zu erledigen, wird bei jedem Schritt, den er tut, eine seiner Sünden vergeben, und im Jenseits werden ihm für jeden seiner Schritte Segen zugeteilt.‘ [Überliefert von Ibn Mâdscha.]

7 – ‚Wenn jemand sich bewegt, um ein Anliegen seines Bruders im Glauben zu erledigen, werden bei jedem seiner Schritte 70 Sünden vergeben. Dies setzt sich fort, bis er das Anliegen erledigt hat. Wenn das Anliegen dann erledigt ist, werden ihm alle seine Sünden vergeben. Wenn er während der Erledigung dieses Anliegens stirbt, dann geht er ohne jegliche Befragung in das Paradies ein.‘ [Überliefert von Ibn Abi‘d-Dunyâ]

8 – ‚Wenn jemand für das Wohlergehen seines Bruders im Glauben oder für die Beseitigung einer seiner Sorgen sich bei den Staatsmännern bemüht, dann wird ihm Allah, der Erhabene, im Jenseits, bei seinem Gang über die Brücke Sirât, wo jedermanns Fuß entgleitet, einen geschwinden Übergang ermöglichen.‘ [Überliefert von Tabarânî.]

9 – ‚Die Tat, die Allah, der Erhabene, am meisten liebt, ist, dass man einem Mûmin eine Freude macht, indem man ihm ein Kleid schenkt oder ihn speist oder ein anderes seiner Bedürfnisse stillt.‘ [Überliefert von Tabarânî.]

10 – ‚Die Tat, die Allah, dem Erhabenen, nach den Farâid, den Verpflichtungen, am liebsten ist, ist es, einem Mûmin eine Freude zu machen.‘ [Überliefert von Tabarânî.] [Die Gebote Allahs, des Erhabenen, werden ‚Fard‘ / ‚Farâid‘ genannt. Aus diesen ehrwürdigen Hadîthen wird klar, dass Allah, der Erhabene, Diejenigen, die die Anbetungen, die Farâid sind, verrichtet, mehr liebt. Die schädlichen und hässlichen Sachen, die Allah, der Erhabene, verboten hat, werden ‚Harâm‘ / ‚Mahârim‘ genannt. Allah, der Erhabene, liebt die, die sich vor den Verboten hüten, mehr als die, die die Farâid erfüllen. Es ist eine Pflicht, guten Charakter zu haben. Es ist ein Verbot, schlechten Charakter zu haben. Das Vermeiden schlechter Taten ist wertvoller und verdienstvoller als das Verrichten guter Taten.]

11 – ‚Wenn jemand einem Mûmin etwas Gutes tut, dann erschafft Allah, der Erhabene, aus dieser guten Tat einen Engel. Dieser Engel befindet sich sodann in ständiger Anbetung. Der Lohn für seine Anbetungen werden diesem Menschen zugeschrieben. Wenn er stirbt und in seinem Grab ist, erscheint ihm dieser Engel lichtvoll und in angenehmer Gestalt. Wenn er den Engel sieht, dann freut er sich und ist erheitert. Er fragt ihn dann, wer er sei. Darauf sagt der Engel, ‚Ich bin das Gute, das du für so und so getan hast, und ich bin die Freude, die du in sein Herz gelegt hast. Allah, der Erhabene, hat mich geschickt, damit ich dich heute erfreue, am Tag des Gerichts für dich Fürsprache einlege und dir deinen Platz im Paradies zeige.‘‘

12 – ‚Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, wurde gefragt: ‚Was ist die höchste aller Sachen, die in das Paradies bringt?‘ Er antwortete: ‚Sich vor Allah, dem Erhabenen, zu fürchten und guten Charakter zu haben.‘ Als er gefragt wurde, was die Sache sei, die am ehesten in die Hölle bringe, antwortete er: ‚Seiner Zunge und seinen Begierden freien Lauf zu lassen.‘‘ [Überliefert von Tirmidhî, Ibn Habbân und Bayhakî.] [3] [Das Zeichen der Gottesfurcht ist, dass man sich davor hütet, Verbotenes zu tun.]

13 – ‚Der mit dem stärksten Glauben ist der, dessen Charakter am schönsten ist, und der seiner Frau am mildesten behandelt.‘ [Überliefert von Tirmidhî und Hâkim.]

14 – ‚Aufgrund seines guten Charakters kann der Mensch die höchsten Stufen des Paradieses erlangen. Dahin können ihn nicht einmal die freiwilligen Anbetungen bringen. Schlechter Charakter bringt den Menschen in die tiefsten Abgründe der Hölle.‘ [Überliefert von Tabarânî.]

15 – ‚Die einfachste und leichteste aller Anbetungen ist es, sparsam mit Worten zu sein und guten Charakter zu haben. Achtet wohl auf diese meine Worte!‘ [Überliefert von Ibn Abi‘d-Dunyâ.]

16 – ‚Ein Mann fragte den Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: ‚Was ist die beste aller Taten?‘ Er antwortete: ‚Guten Charakter zu haben.‘ Kurz darauf begab sich der Mann an seine rechte Seite und stellte erneut dieselbe Frage. Und er antwortete wieder: ‚Guten Charakter zu haben.‘ Dann begab sich der Mann auf seine linke Seite und fragte: ‚Was ist die bei Allah beliebteste Sache?‘ Er antwortete erneut: ‚Guten Charakter zu haben.‘ Dann näherte sich der Mann von hinten und fragte: ‚Was ist die wertvollste aller Taten?‘ Der ehrwürdige Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, drehte sich zu ihm und sagte: ‚Ich sagte, guten Charakter zu haben, hast du es nicht verstanden? Versuche, so gut du kannst, nicht zu zürnen.‘‘

17 – ‚Ich verspreche, dass der Muslim, der sich mit niemandem streitet, und obwohl er im Recht ist, niemanden durch seine Worte kränkt, in das Paradies eingehen wird. Ich verspreche, dass der Muslim, der nicht lügt, und sei es auch nur, um die in seiner Gesellschaft zu erheitern, in das Paradies eingehen wird. Ich verspreche euch, dass jene, die guten Charakter haben, in die höchsten Stufen des Paradieses eingehen werden.‘ [Überliefert von Abû Dawûd, Ibn Mâdscha und Tirmidhî.]

18 – In einer ehrwürdigen Hadîth Qudsî sagt Allah, der Erhabene: ‚Ich bin mit dem Glauben des Islam, den Ich euch verkünden ließ, zufrieden. [Das heißt, Er ist zufrieden mit jenen, die diesen Glauben annehmen und die Gebote und Verbote darin befolgen, und liebt sie.] Die Vollkommenheit dieser Religion ereignet sich nur durch Großzügigkeit und guten Charakter. Zeigt also mit diesen beiden Eigenschaften täglich aufs Neue, dass eure Religion vollkommen ist.‘ [Überliefert von Tabarânî [4] ]

19 – ‚So, wie warmes Wasser Eis zum Schmelzen bringt, so tilgt guter Charakter die Sünden des Menschen. So, wie Essig den Honig ungenießbar macht, so tilgt schlechter Charakter die Anbetungen des Menschen (d. h. Deren Belohnung).‘ [Überliefert von Tabarânî.]

20 – ‚Allah, der Erhabene, liebt Menschen mit mildem Charakter und steht ihnen bei. Er hilft aber nicht jenen, die streng und zornig sind.‘ [Überliefert von Tabarânî.]

21 – ‚Wer ist der, für den es harâm (unerlaubt) ist, in die Hölle einzugehen, für den es harâm ist, vom Feuer der Hölle verbrannt zu werden? Ich sage es euch, hört gut zu: Alle jene, die milde sind und die nicht zürnen.‘ [Überliefert von Tirmidhî.] [Diese ehrwürdige Hadîth ist auch in dem oben erwähnten 98. Brief zitiert.]

22 – ‚Gemächlich und milde zu handeln ist eine der großen Segen, die Allah Seinem Diener beschert. Hastig und ungestüm zu sein ist der Weg des Teufels. Was Allah, der Erhabene, liebt, ist, dass man milde und besonnen ist.‘ [Überliefert von Abû Yâlâ.]

23 – ‚Mit seiner Milde und seinen freundlichen Worten kann der Mensch Stufen erreichen, wie solche, die des Tages fasten und des Nachts im Gebet stehen.‘ [Überliefert von Ibn Hibbân.]

24 – ‚Allah, der Erhabene, liebt den, der, wenn er zornig wird, seinen Zorn besiegt und milde handelt.‘ [Überliefert von Isfahânî.]

25 – ‚Habt Acht! Ich informiere euch: Wer die höchsten Stufen des Paradieses erlangen will, soll den, der ihn respektlos behandelt, milde behandeln. Er soll dem, der Unrecht tut, vergeben. Er soll dem gegenüber, der seinen Besitz (den Menschen) vorenthält, großzügig sein. Er soll seine Verwandten und seine Freunde, die ihn vernachlässigen, aufsuchen und sich nach ihnen erkundigen.‘ [Überliefert von Tabarânî.]

26 – ‚Stärke bedeutet nicht, andere im Kampf zu besiegen. Stark zu sein, ein Held zu sein, bedeutet, dass man seinen eigenen Zorn besiegt.‘ [Überliefert von Bukhârî und Muslim.]

27 – ‚Wer beim Grüßen lächelt und freundlich ist, dem wird der gleiche Verdienst zugeschrieben wie denen, die Almosen geben.‘ [Überliefert von Ibn Abi‘d-Dunyâ.]

28 – ‚Seinem Bruder im Glauben ein freundliches Gesicht zu zeigen, ihm nützliche Sachen beizubringen, ihn davon abzuhalten, Schlechtes zu tun, Fremden den Weg zu weisen, Steine, Dornen, Knochen oder ähnlichen Unrat von den Wegen zu entfernen, Menschen Wasser anzubieten – das alles gilt als Almosen.‘ [Überliefert von Tirmidhî.]

29 – ‚Es gibt im Paradies solche Paläste, dass, wer in ihnen wohnt, alle Orte sehen kann, die er möchte, und sich an allen Orten zeigen kann, an denen er möchte.‘ Abû Mâlik al-Ascharî fragte: ‚Gesandter Allahs, wem werden solche Paläste beschert?‘ Er antwortete: ‚Jenen, die freundliche Worte sprechen, die großzügig sind und die, die wenn andere schlafen, die Existenz Allahs, des Erhabenen, und seine Gewaltigkeit bedenken und Ihn anflehen.‘

Die bis hier zitierten ehrwürdigen Hadîthe habe ich der ‚Targhîb wa Tarhîb‘ [5] genannten ehrwürdigen Hadîthsammlung entnommen. Dieses Buch ist eines der wertvollsten ehrwürdigen Hadîth-Sammlungen.

Möge Allah, der Erhabene, uns ermöglichen, entsprechend den oben erwähnten ehrwürdigen Hadîthen zu leben! Prüft euch, und wenn ihr feststellt, dass ihr diesen entspricht, dann dankt Allah, dem Erhabenen. Wenn ihr Zustände feststellt, die nicht diesen entsprechen, dann fleht Allah, den Erhabenen, an und bittet, dass diese Zustände gerichtet werden. Dass jemand erkennt, dass sein Verhalten nicht diesen ehrwürdigen Hadîthen entspricht, dass jemand seinen Fehler sieht und in der Lage ist ,Allah, den Erhabenen, anzuflehen, damit dieser Fehler gerichtet werde, ist auch wieder ein Segen an sich. Wenn jemand diesen ehrwürdigen Hadîthen nicht entspricht und auch nicht darüber betrübt ist, dass er ihnen nicht entspricht, dann ist dessen Verbundenheit zum Islam sehr schwach. Man sollte Zuflucht bei Allah, dem Erhabenen, vor einem solchen Zustand ersuchen. Vers:

Frohe Kunde dem, der den großen Segen erlangt,

Schande über die, die sie nicht erlangen!“

Hier endet das Zitat aus der „Maktûbât al-Mâsûmiyya“, „Die Briefe des Muhammed Mâsûm“.

In den oben zitierten ehrwürdigen Hadîthen wird geboten, dass die Muslime einander mit gutem Verhalten behandeln und als Brüder leben sollen. Wer nicht Muslim ist, wird ungläubig genannt. Dass Muslime auch die Ungläubigen gut behandeln und sie nicht kränken sollen, wurde auf unserer Seite erklärt. Auf diese Wiese wird auch ihnen vor Augen gelegt, dass im Islam geboten wird, einander gut zu behandeln, zu arbeiten und als Brüder zu leben. So werden Menschen, die das Gute lieben, bereitwillig Muslime. Den Dschihâd auszuüben, ist eine Fard, eine Verpflichtung. Es ist der Staat, das den Dschihâd sowohl mit Waffeneinsatz als auch durch Diplomatie, Propaganda und Medien betreibt. Der einzelne Muslim kommt der Pflicht zum Dschihâd nach, indem er den Menschen mit gutem Verhalten Gutes tut. Denn das Ziel des Dschihâd ist es, die Menschen zum Islam einzuladen. So gesehen ist das gute Verhalten gegenüber den Ungläubigen und sie nicht zu kränken ein Dschihâd. Und dies ist für jeden Muslim eine Pflicht.

Muhammed Mâsûm Fâruqî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, dessen langer Brief oben zitiert wurde, ist einer der großen muslimischen Gelehrten und einer der großen Awliyâ, Freunde Allahs, möge Allah allen ihr Geheimnis segnen. Er wurde 1007 n. H. [1598 n. Chr.] in der Stadt Sirhind in Indien geboren und starb dort 1079 n. H. [1668 n. Chr.], möge Allah mit ihm barmherzig sein. Er wurde in einem großen Schrein ein paar Hundert Meter vom Schrein seines Vaters entfernt begraben. In seinen unzähligen Briefen hat er tausenden von Muslimen in Indien, vielen Staatsmännern und dem Sultan seiner Zeit, Aurangzeb Alamgîr [6] , möge Allah mit ihm barmherzig sein, Ratschläge gegeben und sich bemüht, den Sinn für Brüderlichkeit unter den Muslimen zu stärken, sie zu gutem Verhalten aufzurufen, die Hilfsbereitschaft unter ihnen zu fördern, damit Menschen in der diesseitigen Welt in Ruhe und Frieden leben und Glückseligkeit im Jenseits erlangen. Mehr als 140.000 Menschen nahmen an seinen Vorträgen und an seinem Unterricht teil und erlangten hohe Stufen im Tasawwuf, wurden zu Awliyâ, Freunden Allahs. Von diesen ausgewählten Schülern abgesehen, erreicht die Zahl derer, die von ihm lernten und ihren Glauben und ihren Charakter richteten, über hunderttausend. Mehr als 400 unter den Awliyâ, die er erzog, erreichten den Rang eines Murschid, eines lehrenden Meisters, die an den Orten, zu denen sie geschickt wurden, tausende von Menschen aus der Unwissenheit erretten und vor dem Irrgang bewahrten. Sowohl seine sechs Söhne als auch seine Enkelkinder waren große Gelehrte und Awliyâ, die Lichter der Leitung für Menschen, und sie verfassten viele kostbare Bücher.

 

[1] Abû Muhammed al-Dscharîrî Ahmed ibn Muhammed ibn Husayn starb 311 n. H. [923 n. Chr.]. Er war einer der größten Schüler von Dschunayd al-Baghdâdî.

[2] Ibn Abi‘d-Dunyâ starb 281 n. H. [894 n. Chr.] in Baghdad.

[3] Ahmed Bayhakî starb 458 n. H. [1066 n. Chr.] in Nischapur.

[4] Tabarânî Sulaymân starb 360 n. H. [971 n. Chr.] in Damaskus.

[5] Der Autor des „Targhîb wa Tarhîb”, Abdulazîm Munzirî ist einer der großen Ehrwürdige Hadîthwissenschaftler. Er wurde 581 n. H. [1185 n. Chr.] geboren und starb 656 n. H. [1258 n. Chr.] in Ägypten.

[6] Sultan Alamgîr starb 1118 n. H. [1707 n. Chr.]