In einer ehrwürdigen Hadîth heißt es: „Jedes Kind ist mit der Disposition zum Islam geboren. Es sind die Eltern, die aus dem Kind einen Juden, einen Christen oder einen Zoroastrier machen.“ Als einer, der diesem Verständnis nach im Islam geboren wurde, brauchte ich viele Jahre, bevor ich mir dieser Tatsache bewusst wurde. Schon als Kind interessierte mich die Geschichte sehr. Nach dem Studium begann ich zu schreiben.

Damals war ich kein bekannter Schriftsteller. Es war auch nicht klar, was aus mir werden sollte. Inmitten einer christlichen Umgebung wurde ich über das gute Leben belehrt, und der Gedanke an Gott und die Verehrung der Rechtschaffenheit waren mir angenehm. Doch neben dem, was mir gelehrt wurde, studierte ich auch Geschichte. Wenn ich für etwas Verehrung empfand, so war es für Personen mit Vornehmheit und Mut. Nach meinem Studium in Cambridge ging ich nach Zentralafrika, wo ich eine Anstellung in der Administration des Protektorats von Uganda bekommen hatte. Mein Leben dort verlief interessanter und aufregender, als ich in England zu träumen gewagt hatte. Ich fasste eine große Zuneigung zu diesen Menschen wegen ihrer einfachen und freudvollen Lebensanschauung. Diese Menschen begegneten den vielen Schwierigkeiten ihres Lebens mit einem großen Gottvertrauen und waren sogar in den hoffnungslosesten Momenten noch voller Freude. Auch wenn sie selbst sehr arm waren, hinderte sie dies nicht daran, einander zu helfen. Sie waren einander mit einer Liebe und einem Mitgefühl verbunden, die Menschen wie wir nicht verstehen können. Der Osten hatte mich schon immer angezogen. In Cambridge hatte ich die „Arabischen Nächte“(„1001 Nacht“) gelesen. Als ich in Afrika war, las ich wiederum die „Arabischen Nächte“ und das wilde Wanderleben, das ich im Protektorat Uganda führte, entfremdete mich dem Osten nicht. Als ich nun die „Arabischen Nächte“ las, verglich ich sie mit den Menschen in Uganda und lebte geradezu mit ihnen.

Dann brach der Erste Weltkrieg in mein friedliches Leben herein. Ich eilte heim nach Europa. Ich bewarb mich in der Armee, wurde aber aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen.

Als ich mich erholt hatte, bewarb ich mich erneut und wurde diesmal angenommen und ich wurde nach Frankreich an die deutsche Front geschickt. Ich nahm an der furchtbaren Schlacht an der Somme im Jahre 1917 teil, wurde verwundet und von den Deutschen zum Kriegsgefangenen gemacht. Die Deutschen brachten mich nach Deutschland, wo ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Im Krankenhaus lernte ich das große Leiden einer geplagten Menschheit kennen, besonders der Russen, die von der Dysenterie heimgesucht wurden. In Deutschland herrschte Lebensmittelknappheit. Die Gefangenen erhielten nicht genug zu essen. Ich verhungerte beinahe. Meine Verletzungen an meinem rechten Arm und rechten Bein heilten nicht rasch genug.

Ich war nun einarmig und verkrüppelt. Ich wandte mich an die Deutschen, sagte, dass ich in diesem Zustand als Soldat nicht zu gebrauchen war und dass ich über eine Austauschkommission in der Schweiz in meine Heimat geschickt werden sollte. So wurde ich für eine Operation und einen Spitalaufenthalt in die Schweiz geschickt. Mein Arm und mein Bein waren unbrauchbar. Was sollte nun aus mir werden? Wenn ich über all das nachdachte, überkam mich eine große Verzweiflung. Ich erinnere mich in diesem Zustand an einige tröstende Verse aus dem edlen Qur‘ân, die ich in einem Buch, das ich in Uganda gekauft hatte, gelesen hatte. Damals hatte ich diese Verse mit großem Interesse und großer Liebe wiederholt gelesen und beinahe auswendig gelernt.

Ich begann diese Verse jeden Tag mehrmals im Herzen zu wiederholen. Darauf senkte sich ein Friede auf mein Herz und Tore der Hoffnung öffneten sich. Und so geschah es auch tatsächlich. Nach der Operation durch schweizerische Ärzte an meinem Arm und an meinem Bein genas ich langsam. Das hatte ich dem edlen Qur‘ân zu verdanken. Ich konnte bald umhergehen und kaufte ein Exemplar von Savarys französischer Übersetzung des edlen Qur‘âns, heute noch eins meiner teuersten Besitzstücke.

Ich las darin mit Entzücken. Es war mir, als ob mich ein Strahl ewiger Wahrheit getroffen und gesegnet hätte. Mein Bein war völlig genesen. Da ich meine rechte Hand noch immer nicht gebrauchen konnte, übte ich mich mit Gottvertrauen mit der linken Hand im Schreiben. Durch dieses Gottvertrauen wurde diese Sache sehr leicht. Als ich lernte, meine linke Hand zu gebrauchen, war das Erste, was ich tat, das Schreiben von Versen des edlen Qur’ân. Als ich einmal ein Buch über den Islam las, machte eine Geschichte, in der ein Junge allein in der Stadt der Toten aufgefunden wird, sitzend, den edlen Qur‘ân lesend, während er seine Umgebung vergessen hat, großen Eindruck auf mich. Ich stellte mich an seiner Stelle vor, übergab mich der Gnade Allahs, des Erhabenen, und las den edlen Qur‘ân. In jenen Tagen in der Schweiz war ich im wahrsten Sinne des Wortes dem Willen Allahs, des Erhabenen, ergeben, ein Muslim.

Im Jahre 1918 kehrte ich nach London zurück und zwei oder drei Jahre später schrieb ich mich für ein Literaturstudium an der Londoner Universität ein. Eines der Fächer, die ich wählte, war Arabisch. Dort geschah es, dass mein Arabisch-Professor, der verstorbene Herr Belschah von Irak, eines Tages den edlen Qur‘ân erwähnte. „Ob Sie es glauben oder nicht“, sagte er, „Sie werden es ein äußerst interessantes Buch finden, das wert ist, studiert zu werden.“ „Oh, aber ich kenne den edlen Qur‘ân ja bereits und habe sehr viel darin gelesen und glaube bereits an den edlen Qur‘ân“, war meine Antwort. Diese Bemerkung überraschte meinen Arabisch-Lehrer, und er lud mich ein, ihn zum Londoner Gebetshaus in Notting Hill Gate zu begleiten. Nach diesem ersten Mal besuchte ich das Gebetshaus ein Jahr lang und nahm an den Anbetungen teil, bis ich 1922 öffentlich Muslim wurde.

Wir haben nun das Jahr 1950. Seit damals lebe ich das Leben eines Muslims, in der Theorie und im Praktischen, so gut ich vermag und habe größte Freude daran. Die Macht, die Weisheit und die Gnade Allahs, des Erhabenen, sind unendlich. Ich glaube, dass der einzige Reichtum, den wir auf unserer Pilgerschaft durchs Leben tragen und mit uns im Jenseits nehmen können, der Dank an Allah, den Erhabenen, und die Lobpreisung ist, und in unseren Herzen die Liebe zum Einzigen, Höchsten und Mächtigen.