Die zweiundzwanzigste der Krankheiten des Herzens ist Khiyâna (Verrat). Auch der Verrat gibt Anlass zum Zorn. Der Verrat ist ebenfalls harâm. Er ist ein Zeichen der Heuchelei (Nifâq). Das Gegenteil von Khiyâna ist „Amâna“ (Vertrauenswürdigkeit), d.h. verlässlich zu sein.

Verrat bedeutet, sich jemandem als vertrauenswürdig vorzustellen und später Sachen zu tun, die der Vertrauenswürdigkeit widersprechen. Der Muslim ist derjenige, dem jeder seinen Besitz und sein Leben anvertraut. Vertrauenswürdigkeit und Verrat gibt es sowohl mit dem Besitz als auch mit Worten.

 

In einem Hadith heißt es sinngemäß:

 

„Wer um Rat gefragt wird, ist vertrauenswürdig.“

 

D.h. es wird darauf vertraut, dass er die Wahrheit spricht und das, worin er befragt wurde, vor anderen geheim hält. Es ist wâdschib, dass dieser die Wahrheit spricht. So, wie Menschen ihren Besitz demjenigen geben, dem sie vertrauen, so beraten sie sich mit denen, bei denen sie sicher sind, dass diese die Wahrheit sprechen.

 

Im 159. Vers der Sure „Âl Imrân“ heißt es sinngemäß:

 

Berate dich, bevor du handelst!“

 

Die Beratung (Muschâwara) ist wie eine Festung, die den Menschen vor dem Bereuen bewahrt. Der Ratgebende sollte die Umstände der Menschen, die Gegebenheiten der Zeit und des Landes kennen. Dies wird „Diplomatie“ genannt.

Ebenso sollte er jemand sein, dessen Verstand und Gedanken stark sind, der weitsichtig und auch bei Gesundheit ist. Wenn der Ratgebende etwas, das er nicht weiß, sagt oder wenn er das Gegenteil von dem, was er weiß, sagt, begeht er eine Sünde. Wenn der Ratgebende sich irrt und etwas Falsches sagt, ist dies keine Sünde. Wenn man sich mit jemandem berät, der die oben genannten Eigenschaften nicht besitzt, stellt dies für beide Seiten eine Sünde dar.

Wer in religiösen und weltlichen Angelegenheiten ohne Wissen Fatwas ausspricht, den verfluchen die Engel. Wenn jemand einen Befehl erteilt, obwohl er weiß, dass dieser Schaden bringt, dann ist dies auch Verrat.

 

[Im Buch „Hadîqa“ heißt es, dass Abdullah ibn Mas’ûd, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:

Das erste, was ihr von eurer Religion aufgeben werdet, was euch aus den Händen gleiten wird, ist die Zuverlässigkeit. Das letzte, was euch aus den Händen gleiten wird, ist das Gebet. Es wird Leute geben, die das Gebet verrichten, obwohl sie keinen Glauben haben.“

 

In einem ehrwürdigen Hadith heißt es sinngemäß:

„Wer jemanden, zu dem er Freundschaft pflegt, tötet, ist nicht von meiner Gemeinschaft (Umma). Auch, wenn der Getötete ein Kâfir ist, verhält es sich so.“]