Der große Gelehrte des Islam und der stärkste Verteidiger der Ahlus-Sunna gegen Irregegangene und Madhablose, der Verbreiter des von Allah, dem Erhabenen, ausgewählten Dîn und Beseitiger von Bid’a, der als „Imam Rabbânî“ und „der Erneuerer des Zweiten Jahrtausends“ berühmte Ahmad ibn Abdul-ahad al- Fârûqî as-Sirhindî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, sagt im 29. Brief des 1. Bandes seines „Maktûbât“, „Die Briefe“, das eins der hervorragendsten Bücher ist, die je im Islam geschrieben wurden:

„Die Taten, mit denen Allah, der Erhabene, zufrieden ist, sind die Farâid und die Nawâfil. Verglichen mit den Farâid sind die Nawâfil bedeutungslos. Ein Fard-Gebet in seiner Zeit zu verrichten ist besser, als tausend Jahre ununterbrochen Nâfila- Ibâdât zu verrichten. Dies gilt für alle Nawâfil, wie z. B. Die Salât, die Zakat, das Fasten, die Umra, den Hadsch, Dhikr, Fikr u.Ä. Es ist sogar um ein Vielfaches wertvoller, dass man bei der Verrichtung einer Fard-Ibâda darauf achtet, eine ihrer Sunan und einen ihrer Âdâb zu erfüllen, als nebenher weitere zusätzliche Nâfila-Ibâdât zu verrichten. Einst vermisste Emirul-Mu’minîn Umar ibn al-Khattâb, möge Allah mit ihm zufrieden sein, nachdem er das Fadschr-Gebet geleitet hatte, eine bestimmte Person und fragte, ob jemand den Grund für ihre Abwesenheit kenne.

Ihm wurde geantwortet, dass diese Person des Nachts viel Nâfila-Ibâda verrichte und dass sie deswegen vielleicht verschlafen habe und daher nicht zum Fadschr-Gebet erschienen sei. Der edle Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte darauf: ‚Hätte er die ganze Nacht geschlafen und das Fadschr-Gebet in Dschamaa verrichtet, wäre es besser für ihn gewesen.‘ Man sieht also, dass es vielfach besser ist, bei der Durchführung einer Fard-Ibâda darauf zu achten, dass man einen ihrer Âdâb erfüllt und einen ihrer Makrûhât vermeidet, als dass man viel Dhikr, Fikr und Murâqaba macht. Ja, gewiss sind sie sehr wertvoll, wenn sie gemeinsam mit jenen Âdâb verrichtet werden und wenn jene Makrûhât vermieden werden. Aber ohne sie sind sie wertlos. So ist es auch viel wertvoller, einen Dinar als Zakat zu geben, als viele Tausende Dinar als Nâfila-Sadaqa. Wenn man bei der Gabe dieses einen Dinar einen Adab der Zakat beachtet, wie z.B., dass man an nahe Verwandte zuerst gibt, dann ist dies, also die Beachtung dieses einen Adab, um ein Vielfaches wertvoller als Nâfila-Sadaqa.“ [Hieraus wird auch ersichtlich, dass jene, die Nachtgebete verrichten möchten, des Nachts ihre Qadâ-Gebete verrichten müssen. Die Gebote Allahs werden „Farâid“ genannt. Seine Verbote werden „Mahârim“ genannt. Die Gebote unseres Propheten, Friede sei mit ihm, werden „Sunan“ genannt. Seine Verbote werden „Makrûhât“ genannt. Alles dies zusammen wird „Ahkâmul-Islâmiyya“ (islamisches Gesetz) genannt. Es ist fard, guten Charakter zu haben und guten Umgang mit Menschen zu haben, ihnen Gutes zu tun. Wer auch nur ein Urteil des islamischen Gesetzes leugnet oder ihm auch nur ein Urteil missfällt, der wird zu einem „Kâfir“ (Ungläubigen), ist also ein „Murtad“ (Abtrünniger). Wer sie alle bestätigt und an sie alle glaubt, der wird „Muslim“ genannt. Ein Muslim, der aus Faulheit das islamische Gesetz nicht befolgt, wird „Fâsiq“ (Sünder) genannt. Ein Fâsiq, der eine Fard nicht befolgt oder auf ein Harâm nicht achtet, wird in den Dschahannam eingehen. Keine seiner freiwilligen und Sunna-Taten werden angenommen und belohnt.

Von jemandem, der nicht einen Dinar Zakat gibt, obwohl er die Bedingungen für die Aushändigung der Zakat erfüllt, werden auch keine guten Werke und Spenden angenommen, selbst wenn er dafür Millionen ausgibt. Er bekommt keine Sawâb für Sachen wie z.B. für das Bauen einer Moschee, einer Schule oder eines Krankenhauses oder für Spenden, die er gemeinnützigen Einrichtungen geben mag. Wer das Ischâ-Gebet nicht verrichtet, dessen Tarâwîh-Gebet wird nicht angenommen. Ibâdât außer den Farâid und den Wâdschibat werden „Nâfila“ / „Nawâfil“ (freiwillig) genannt. Die Sunna-Ibâdât sind alle Nâfila-Ibâdât. Nach dieser Definition verrichtet derjenige, der Qadâ-Gebete verrichtet, dadurch gleichzeitig auch die Sunna-Gebete. Die Sawâb für die Verrichtung einer Fard oder die Vermeidung eines Harâm ist viel höher als die Sawâb von Millionen von Nawâfil.

Jemand, der eine Fard nicht erfüllt oder ein Harâm verrichtet, der wird zur Strafe im Dschahannam brennen. Seine Nâfila-Ibâdât retten ihn nicht vor dieser Strafe. Änderungen, die in Ibâdât vorgenommen werden, werden „Bid’ât“ (Erneuerungen im Islam) genannt. Es ist harâm, während der Durchführung der Ibâdât Bid’a zu verrichten. So zu handeln führt dazu, dass die durchgeführte Ibâda ungültig wird. In einem ehrwürdigen Hadith heißt es sinngemäß: „Wer Bid’a verrichtet, von dem wird keinerlei Ibâda angenommen.“ Man darf die Salât nicht hinter Fâsiqûn, z.B. Leuten, deren Frauen und Töchter nicht die Bedeckungsvorschriften beachten und Leuten der Bid’a, z.B. Leute, die in den Ibâdât Lautsprecher benutzen, verrichten, darf ihren Ansprachen und Vorträgen über den Dîn nicht zuhören oder ihre Bücher lesen, da solche Leute erfundene Sachen, die nicht zum Dîn gehören, als Teil davon präsentieren. Man sollte grundsätzlich mit Freund und Feind freundlich sein und sie mit angenehmen Worten anreden und sich mit niemandem streiten. In einem ehrwürdigen Hadith heißt es sinngemäß: „Einem Toren gibt man keine Antwort.“ Die Ibâdât steigern die Reinheit des Qalb. Die Sünden verdunkeln das Qalb und dadurch gelangt Fayd (spirituelles Wissen, das von Qalb zu Qalb fließt) nicht ins Qalb.

Es ist für jeden Muslim fard, die Pfeiler des Imans und die Farâid und die Mahârim zu lernen. Dass jemand dieses Wissen nicht hat, ist keine Entschuldigung, sondern das Gleiche, wie wenn er es hat, aber daran nicht glaubt.] Das Buch „Maktûbât“ ist auf Persisch verfasst. Hier endet die Übersetzung daraus. Imam Rabbânî verstarb 1034 n. H. [1624 n. Chr.] in der indischen Stadt Sirhind.