Zur der Zeit, wo ich mit Muhammed aus Nedschd eng befreundet war, bekam ich einen neuen Auftrag aus London, in die Städte Kerbela und Nedschef zu fahren, welche für Schi’iten heilig und ein Zentrum ihrer Wissenschaft und Geistlichkeit waren. Ich musste mich also von Muhammed aus Nedschd verabschieden und Basra verlassen. So machte ich mich auf den Weg in Freude und mit der Überzeugung, dass dieser unwissende Mann, dessen Moral schon verdorben wurde, in Zukunft eine neue Sekte gründen und die islamische Religion innerlich zerstören würde und dass ich selber die Irrlehre dieser Sekte schon bereitgestellt hatte.

Das Grabmal von Ali, der nach den Sunniten der vierte, nach den Schi’iten aber der erste Kalif ist, ist in Nedschef. Die Stadt Kûfe, die sich in einer Entfernung befindet, die man in einer Stunde von dort nach Nedschef zu Fuß gehen konnte, war Residenz von Ali. Als Ali ermordet wurde, beerdigten ihn seine Söhne Hassen und Hussejn außerhalb von Kûfe in dem Nedschef genannten Ort. Später begann Nedschef zu gedeihen, die Stadt Kûfe dagegen ihre Bedeutung zu verlieren. Die schi’itischen Geistlichen kamen alle nach Nedschef. Dort wurden Häuser, Läden und islamische Hochschulen gebaut.

Der Kalif der Muslime in Istanbul überhäufte sie mit Geschenken. Der Grund dafür war:

1. Die schi’itische Regierung im Iran unterstützte die Schi’iten in Nedschef. Wenn sich der Kalif in ihre staatlichen Sachen eingemischt hätte, wären die Beziehungen zwischen beiden Staaten gefährdet, es wäre sogar mit dem Krieg zu rechnen.

2. Es waren viele Volkstämme bei Nedschef, die Schi’iten mit ihren Waffen unterstützten. Ihre Waffen und Organisationen waren zwar nicht so wichtig, aber der Kalif könnte gegen sie den Krieg erklären.

3. Die Schi’iten in Nedschef waren eine führende Quelle für die Schi’iten in Indien, Afrika und auf aller Welt. Wenn der Kalif sie gestört hätte, hätte es die ganze schi’itische Welt empört.

Hussejn bin Ali, der Enkel des Propheten, d.h. der Sohn Fatıma, der Tochter des Propheten fand in Kerbela den Märtyrertod. Dies geschah wie folgt: Das Volk von Irak lud Hussejn dazu ein, ihn zum Kalifen zu machen. Als seine Familie und er an die Grenze von Kerbela kamen, traten die Iraker von ihrem Beschluss zurück. Im Gegenteil versuchten sie im Auftrag des omajjadischen Kalifen Jesid bin Muawije, ihn zu fangen. Hussejn und seine Verwandten kämpften gegen irakische Armee sehr tapfer bis zum Heldentod. Ihm gegenüber war die irakische Armee der Sieger. Seit diesem Tag machten die Schi’iten diese Stätte zu ihrem geistlichen Zentrum. Die Schi’iten aus allen Gebieten kommen dort zusammen. Ein solches religiöses Fest gibt es sogar in unserer Religion “Christentum” nicht.

Kerbela ist eine schi’itische Stadt, wo es schi’itische Hochschulen gibt. Kerbela und Nedschef unterstützen sich einander. Nachdem ich den Auftrag bekam, in diese zwei Städte zu fahren, ging ich über Basra nach Bagdad und von dort in die Kreisstadt “Hulle” am Euphrat.

Die Flüsse Tigris und Euphrat, die in der Türkei entspringen, fliessen durch Irak und münden in den Golf Basra. Irak ist, von der Landwirtschaft und dem Wohlstand her auf diese beiden Flüsse angewiesen.

Nach meiner Rückkehr nach London schlug ich dem Kolonialministerium vor, einen Plan dafür zu entwickeln, das Bett dieser zwei Flüsse zu verlegen, damit wir im Notfall Irak zwingen könnten, unsere Aufforderungen anzunehmen. Denn Irak müsste unsere Forderungen erfüllen, um Wasser zu bekommen.

In Geschäftsmannsbekleidung aus Aserbeidschan ging ich durch Hulle nach Nedschef. Ich war mit den schiitischen Geistlichen befreundet und begann sie zu täuschen. Ich nahm an ihrem Unterricht teil. Ich stellte fest, sie leisteten im Vergleich zu den Sunniten keine Arbeit im Bereich der Naturwissenschaften und hatten die Sittlichkeit der Sunniten nicht. Zum Beispiel:

1. Dem osmanischen Staat waren sie äußerst feindlich gesinnt. Denn sie waren schi’itisch und die Türken sunnitisch. Sie nannten die Sunniten Ungläubige.

2. Die Schi’itischen Gelehrten richteten sich, wie es bei uns die Pfarrer, während der Zeit des Stillstands taten, nur nach den religiösen Wissenschaften und befassten sich dagegen mit den Naturwissenschaften sehr gering.

3. Sie hatten keine Kenntnisse über den Geist und die Erhabenheit des Islams und die Fortschritte in der Wissenschaft und der Technik. Ich dachte mir: Wie arm sind doch die Schi’iten! Während die ganze Menschheit wach wird, schlafen sie.

Ich hetzte sie auf, gegen den Kalifen zu rebellieren. Keine von ihnen hörte auf mich. Einige spotteten mit mir. Nach ihrer Meinung, hätte ich gesagt, dass sie gegen die ganze Welt rebellieren sollten. Denn sie sahen das Kalifat als eine nicht zu erobernde Burg an. Nach ihnen könnten sie sich erst nach dem Aufkommen des erwartendem Messias, ihrem zwölften Religionsführer, von dem Kalifat befreien. Nach ihnen ist Messias, der dem Nachkommen des Propheten des Islams angehörte, im Jahre 255 nach Hedschra verschwunden. Er lebe zur Zeit und werde eines Tages auftauchen und in der Welt, die voll mit Unterdrückung und Ungerechtigkeit ist, Gerechtigkeit schaffen.

Eines Tages fragte ich einen von ihnen: “Ist es euch nicht geboten, Ungerechtigkeit zu verhindern, wie es der Prophet getan hat?”

Er erwiderte: “ALLAH war sein Helfer. Dadurch gelang es ihm, Ungerechtigkeit zu beseitigen.”

Ich antwortete: ‘Im Koran steht: “Wenn ihr ALLAHs Religion helft, hilft ER euch auch.”[Die Sure Muhammed, heiliger Vers 7. dass man für die Verbreitung der islamischen Religion ALLAHs, des Erhabenen, hilft, heißt, dem Religionsgesetz, den Geboten und Verboten zu folgen und sich für ihre Bekanntmachung anzustrengen. Gegen die Regierung zu rebellieren bedeutet die Zerstörung der Religion.] Wenn Ihr auch gegenüber der Ungerechtigkeit eures Schahs nach eurem Säbel greift, wird ALLAH euch auch helfen.’

Seine Antwort war: “Du bist ein Kaufmann und diese Sachen sind doch rein wissenschaftlich. Du bist also nicht imstande, solche Angelegenheiten zu begreifen.”

Das Mausoleum von Ali, dem Führer der Muslimen, war reichlich verziert. Es hatte einen schönen Hof, eine vergoldete, große Kuppel und zwei große Minaretten. Jeden Tag besuchten zahlreiche Schiiten dieses Mauseleum und verrichteten das Gebet in der Gemeinschaft. Jeder Besucher küsste zuerst die Türschwelle, grüßte ihn dann in Richtung des Mausoleums. Er bat zuerst um Erlaubnis zum Eintreten, dann durfte er hineintreten. Der Hof des Mausoleums war sehr groß und hatte zahlreiche Zimmer für die Geistlichen und Besucher.

In Kerbela gab es zwei Mausoleen, die dem von Ali ähnelten. Das eine gehörte Hussejn, das andere Abbâs, seinem Bruder, der mit ihm in Kerbela den Märtyrertod fand. Die Schiiten taten auch in Kerbela das gleiche von dem, was sie als religiöse Zeremonie in Nedschef taten. Das Klima in Kerbela war schöner als das in Nedschef. In der Umgebung von Kerbela befanden sich schöne Obstgärten und zahlreiche Bäche.

Auf der Reise nach Irak traf mich ein Zustand, der mir Freude machte: Manche Ereignisse wiesen in unmittelbarer Zeit, auf den Untergang des Osmanischen Reiches hin. Denn der Gouverneur, den die Istanbuler Regierung ernannte, war ignorant und grausam. Er regierte willkürlich. Das Volk war nicht mit ihm zufrieden. Die Sunniten waren mit dem Gouverneur unzufrieden, da er ihre Freiheit und Rechte einschränkte und sie missachtete. So ging es auch mit den Schiiten, da sie von einem türkischen Gouverneur verwaltet wurden, während die Nachkommen des Propheten der Verwaltung würdig waren.

Der Zustand der Schiiten war elend. Sie lebten in Schmutz und Ruinen. Die Wege waren unsicher. Die Banditen lauerten Karawanen auf und griffen Soldaten ohne Schutz sofort an. Deshalb machten sich die Karawanen nicht auf den Weg, solange die Regierung keine Spezialtruppe zu ihrem Schutz mitschickte. Unter den schiitischen Volksstämmen gab es oft Streitigkeiten. Jeden Tag töteten und plünderten sie sich einander aus. Unter ihnen war Unwissenheit verbreitet. Dieser Zustand der Schiiten erinnerte mich an die Zeiten, wo die Kirche über das ganze Europa herrschte. Außer den Geistlichen und einer ihnen angehörenden Minderheit konnte kaum einer von tausend Schiiten lesen und schreiben.

Das wirtschaftliche Leben war vollkommen verfallen, die Leute litten unter Not und Armut. Und die staatliche Ordnung funktionierte kaum. Die Schiiten begangen Verrat an der Regierung.

Der Staat und das Volk misstrauten einander. Deshalb waren sie sich gegenseitig nicht hilfsbereit. Die schiitischen Geistlichen machten sich daran, die Sunniten anzuschwärzen, und entfernten sich von den Naturwissenschaften.

Ich blieb vier Monate lang in Kerbela und Nedschef. Ich litt in Nedschef an einer schweren Krankheit. Es kam mir so vor, als ob ich niemals Genesung finden würde. Drei Wochen lang lag ich im Bett. Später ging ich zum Arzt. Er verschrieb mir manche Medikamente. Nachdem ich diese Medikamente einnahm, wurde ich allmählich gesund. Während meiner Krankheit war ich in einem Kellerzimmer untergebracht.

Unser Hauswirt pflegte mich und gab mir meine Medi-kamente gegen einen kleinen Lohn und hoffte durch seine Wohltat auf ein Verdienst. Denn ich war für ihn ein Besucher von Ali, Führer der Gläubigen. In den ersten Tagen empfahl mir der Arzt, nur Hühnersuppe zu essen. Später erlaubte er mir auch Hühnerfleisch. In der dritten Woche durfte ich Reissuppe essen. Nach meiner Genesung reiste ich nach Bagdad. Dort bereitete ich einen hundertseitigen Bericht über Nedschef, Hulle, Bagdad und meine Feststellungen vor. Ich übergab ihn dem Vertreter des Kolonialministeriums in Bagdad. Dazwischen wartete ich auf einen Auftrag vom Kolonialministerium, ob ich im Irak bleiben oder nach London zurückkehren sollte.

Mein Wunsch war es, in meine Heimat zurückzukehren. Denn ich war lange Zeit im Ausland geblieben. Ich sehnte mich sehr nach meiner Heimat und Familie. Besonders wollte ich meinen Sohn Rasbutin sehen, der nach meiner Abfahrt zur Welt gekommen war. Deshalb verlangte ich gleich nach der Vorlage meines Berichts ans Kolonialministerium, die Genehmigung, nach London zurückkehren, auch wenn es für kurze Zeit sein sollte. Ich hatte ja die Absicht, die Erlebnisse meiner drei jährigen Dienstreise in Irak mündlich zu erzählen und mich einwenig davon zu erholen. Der irakische Vertreter des Ministeriums schärfte mir ein, dass ich ihn selten besuchen und in einem Han ein Zimmer am Tigris mieten sollte, damit mich niemand verdächtigte und er sagte: “Wenn wir aus London Post bekommen, verkünde ich dir die Antwort des Ministeriums”. Während ich in Bagdad war, stellte ich die geistige Entfernung und Verfremdung zwischen Istanbul, dem Zentrum des Kalifats, und Bagdad fest.

Nachdem ich von Basra aus in Kerbela und Nedschef eintraf, beunruhigte es mich sehr, ob Muhammed aus Nedschd von dem Weg abkommen war, den ich ihm gezeigt hatte. Denn er hatte einen veränderlichen und nervösen Charakter. Ich befürchtete, all meine Bestrebungen und Hoffnung wären umsonst gewesen, welche ich auf ihn gegründet hatte.

Als ich mich von ihm verabschiedete, hatte er die Absicht, nach Istanbul zu fahren. Ich schärfte ihm sehr stark ein, auf diese Absicht zu verzichten und sagte darüber: “Wenn du dorthin gehst, sagst du vielleicht ein Wort, aufgrund dessen sie dich als ungläubig bezeichnen und dich deswegen töten könnten!”

Ich meinte mit diesen Worten etwas anderes. Meine Befürchtung war folgendes: Wenn er dorthing ginge, würde er die falsche Glaubenslehre verlieren, die ich ihm eingeprägt hatte. Denn er könnte dort große islamische Gelehrte treffen und wieder den wahren islamischen Glauben, den Glauben der Anhänger der Sunna, besitzen. Dadurch würden all meine Bestrebungen verloren gehen. Denn in Istanbul herrschte das Wissen und die Moral des Islams.

Ich empfahl ihm, nach Isfehan oder nach Schiraz zu gehen, als ich merkte, dass er nicht mehr in Basra bleiben wollte. Denn jene zwei Städte waren sehr schön. Deren Bevölkerung gehörte der schiitischen Sekte an. Die Schiiten hatten keine Chance, auf Muhammed aus Nedschd eine Wirkung auszuüben. Der Grund dafür war, dass es den Schiiten an Wissen und Sittlichkeit fehlten. Daher war ich davon fest überzeugt, dass er von dem Weg, auf den ich ihn gezogen hatte, nicht abgehen würde.

Während des Abschieds fragte ich, ob er Scheinheiligkeit anerkannte. Er erklärte: “Ja, ich akzeptiere es. Denn einer der Gefährten des Propheten bekannte sich zur Vielgötterei, als die Götzendiener ihn folterten und seine Eltern töteten; er übte Scheinheiligkeit aus. Da wandte der Prophet ihm nichts ein”. Daraufhin machte ich ihn aufmerksam: “Du solltest Scheinheiligkeit ausüben, du darfst also nicht sagen, du seiest Sunnit, sonst könntest du Unglück erleben. Versuch also in ihrem Land und von ihren Gelehrten Nutzen zu ziehen! Erforscht ihre Traditionen und ihre Sekte! Denn sie sind unwissend und eigensinnig.”

Vor dem Abschied gab ich ihm als Armensteuer (Sekât) eine Menge Geld. Sekat ist eine islamische Steuer, die den Armen verteilt wird. Außerdem kaufte und verschenkte ich ihm ein Lasttier. Auf diese Weise verabschiedeten wir uns.

Nach dem Abschied hörte ich nichts mehr von ihm. Das beunruhigte mich sehr. Vorher hatten wir uns verabredet, uns wieder in Basra zu treffen. Und wer früher in Basra ankommen sollte, sollte bei Abdurresa einen Brief hinterlassen.

[1] Im Kalender mit dem Datum des 2. Juli 1995 der Zeitung Türkiye Gazetesi steht folgendes:

Es wurde festgestellt, dass eine britische Verbrecherorganisation Babys enführte und deren Organe zur Transplantaiton verkaufte. Von Brasilien wurde berichtet, dass die internationele Organisation zur Organtransplantation in Cambridge Untersuchungen darüber anstellt. Es wurde mitgeteilt, dass sich manche britische Krankenhäuser für diese Babyorgane interessieren und sie zu höchsten Preisen kaufen.

[2] In der Zeitung Türkiye Gazetesi mit dem Datum 4 Juli 1995 steht wie folgt:

Die mehr als 60 muslimischen Chemiestudenten kamen nach England, um ihr Doktor zu machen. Sie wurden in New Castle, einem Stadteil, in dem arme Leute wohnen, untergebracht. Einer von ihnen namens Mustafa Arslanoğlu wurde in der Nacht bei der Heimkehr von zwei Briten, die aus einer Kirche kamen, gesteinigt und geprügelt, bis er ohnmächtig wurde. Danach gossen sie auf ihn Petroleum, um ihn zu verbrennen. Glücklicherweise funktionierte ihr Feurzeug nicht. Ein Mädchen, das diesen Vorfall aus dem Balkon ihres Hauses sah, verständigte sofort die Polizei. Die Verbrecher, welche Feinde des Islams waren, versteckten sich in der Kirche.

[3] In der gleichen Zeitung heißt es:

In Bosnien sterben täglich hunderte von Menschen aus Hunger und infolge ihrer Verwundungen. Die Eltern, die es nicht ertragen können, wie ihre Kinder jammern und aus Hunger ohnmächtig werden, verlassen zeitweise ihre Häuser. Die Serben nehmen ihnen ihre Nahrungsmittel, die von islämischen Ländern geschickt werden, gewaltsam weg. Die Soldaten der Vereinten Nationen unter britischem Kommando spionieren für die Serben. Diese Soldaten und christlichen Touristen, die als Feinde des Islams aus europäischen Ländern kommen, stossen ihre Gläsern an, während die Moslems ermordet werden. Diese Grausamkeit in Bosnien wurde von den Briten geplant. Sie begangen 1988 in Kosovo ihren Plan auszuführen. Milossowitsch wurde als Marionette gewählt. Die Briten sagten den Serben: “Keine Panik! Wir unterstützen euch!”